Bereits um 1735 erbaut und seit 1780 im Besitz der Familie von Arnim, geht die heutige Gestalt des Anwesens und insbesondere die Gartenanlage auf Achim von Arnim-Bärwalde, der als Maler und Enkel Bettina und Achim von Arnims in den 1870er und 1880er Jahren das Schloss, das zuvor eher ein Gutshaus war, wesentlich umgestaltete und es in ein repräsentatives Herrenhaus verwandelte. So ließ er 1877 anstelle des früheren Nordflügels einen Anbau errichten, in dem sein Atelier untergebracht wurde, das über eine beeindruckende, von ihm selbst ausgeführte Türen- und Deckenbemalung verfügt. Daneben entstand die große, halbrund ausschwingende Terrasse mit Freitreppe und großer Balustrade zum Garten hin. Auf mehreren Italienreisen erwarb er Vasen und Statuen, die den Charakter des Gartens nicht unwesentlich prägen und in zahlreichen Gedichten erwähnt werden. An der Westseite des Hauses, ebenfalls zum Garten hin, wurde ein Balkon als Risalit (vorspringender Gebäudeteil) angebaut. Der schmale Balkon ruht auf vier Säulen, darüber befindet sich ein überwölbender Giebel, der auf vier Pilastern ruht. Das schlichte, barocke Schloss erhielt dadurch eine Prägung im Stil des Übergangs vom Barock zum Klassizismus.
Der tiefer gelegte Park, den man von der Terrasse aus über die breite Freitreppe erreicht, ist im französischen Stil gehalten, mit geometrischen Blumenrabatten, einer Sichtachse vom Gartensaal des Schlosses zur westlichen Grenze des Parks und mit den in Italien erworbenen Vasen und Skulpturen aus der griechisch-römischen Mythologie, die dem Garten ein südliches Flair verleihen. Unter diesen befinden sich die kreisförmig angeordneten sogenannten Callot-Figuren, auch als „Wiepersdorfer Zwerge“ bekannt; groteske Gestalten, deren Herkunft unklar ist. Ihre Bezeichnung geht wohl zurück auf Jacques Callot, der 1616 am Hof Cosimos II. in den Stichen „Varie figure gobbi“ ähnliche zwergenhafte Figuren darstellte. Ursprünglich waren es sechs Callot-Figuren, heute sind noch fünf erhalten.
Südlich dieses Gartenparterres entstand 1888/89 noch die Orangerie, deren überhöhter Umgang sich in elf arkadenartig weiten halbrunden Fenstern zur Sonnenseite öffnet. Westlich der Gartenanlage schloss sich noch ein Landschaftspark an. Die Fassade der neben dem Schloss gelegenen mittelalterlichen Gutskirche, wo Bettina und Achim von Arnim sowie einige ihrer Nachfahren begraben sind, wurde von Achim von Arnim-Bärwalde romanisch umgestaltet.
Bis in die 1930er Jahre hinein blieben Schloss und Gut Wiepersdorf weiterhin im Besitz der Familie von Arnim. Friedmund von Arnim, ein Urenkel des Dichterpaares, kümmerte sich um die verschuldeten Gutsbetriebe Wiepersdorf und Zernikow, wo er mit seiner Frau und den sechs Kindern auch überwiegend lebte. In Schloss Wiepersdorf hingegen wohnte Friedmunds Mutter Agnes von Arnim.
Die Malerin Bettina Encke von Armin, eine Urenkelin des Dichterpaares und ältere Schwester Friedmunds, und ihr Mann Walther Encke nahmen in den 1930er Jahren die Arbeit am Nachlass von Achim und Bettina von Arnim wieder auf. Sie betreuten auch das Archiv und die Bibliothek. In diesen Jahren weilten auch die Dichter Günter Eich, Peter Huchel und Erbhard Meckel auf Wiepersdorf, woraus auch die Gedichte „Wiepersdorf“ von Peter Huchel und „Wiepersdorf, die „Arnimschen Gräber“ von Günter Eich entstanden.
In den 1930er Jahren fand auf Wiepersdorf unter anderem der von den Nazis als „entarteter Künstler“ bezeichnete Fritz Kuhr Zuflucht, der mit Bettina Encke von Arnim eine Ateliergemeinschaft gehabt hatte und dem die Arnims eine sogenannte unabkömmliche Arbeitsstelle in einem Sägewerk vermittelten, die ihn vor dem Einzug zum Militär bewahrte. Auch der als „Halbjude“ eingestufte und aus seinen Ämtern entlassene Germanist Werner Milch fand in Wiepersdorf einen Rückzugsraum und begann dort die Arbeit an seinem Buch „Die junge Bettine“ über Bettina von Arnim.
Friedmund von Arnim und seine Schwester Bettina Encke von Arnim versteckten auch den Kommunisten Iwan Katz. Der ehemalige KPD-Reichstagsabgeordnete jüdischer Abstammung und Freund Walter Enckes, überlebte, trotz späterer Deportation, letztlich die NS-Herrschaft und wurde nach dem Krieg Mitglied des Berliner Magistrats. Er setzte sich in den Nachkriegsjahren dafür ein, Schloss Wiepersdorf als wichtigen kulturellen und literarischen Ort zu erhalten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente Schloss Wiepersdorf als Rückzugs- und Arbeitsort für Schriftsteller, Künstler aus den Bereichen Musik und Bildende Kunst sowie für Wissenschaftler. Sie fanden hier einen idealen Ort für konzentriertes Arbeiten und Vernetzung.
Nach Kriegsende 1945 wurde in Schloss Wiepersdorf eine russische Kommandantur eingerichtet, was das Schloss und seine wertvollen Bestände vor Zerstörung bewahrte. 1946 gelang es Bettina Encke von Arnim, das Schloss in den Besitz einer Dichterstiftung zu überführen, der Deutschen Dichterstiftung e.V., durch die Wiepersdorf zu einem Schriftstellerheim wurde. Das Haus und die Bibliothek wurden 1948 unter Denkmalschutz gestellt und nach Auflösung der Deutschen Dichterstiftung e.V. in „Schloss Wiepersdorf, Arbeitsstätte für Geistesschaffende“ umbenannt. 1953 wurde der Schriftstellerverband der DDR Träger des Hauses, 1974 ging es in den Besitz des Ministeriums für Kultur der DDR über. Erste umfassende Sanierungen des Hauses fanden damals statt. 1979 wurde der Kulturfonds der DDR zum Träger und 1980 wurde das Haus unter dem Namen „Arbeits- und Erholungsstätte für Schriftsteller und Künstler – Bettina von Arnim“ neu eröffnet. 1992 wurde es nach einer zunächst unklaren Situation im Zuge der Wiedervereinigung als „Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf der Stiftung Kulturfonds“ wiedereröffnet, zusammen mit dem Museum im Haus.
In der Folgezeit bot Wiepersdorf ein Forum für öffentliche Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Kolloquien und Ausstellungen, die das Publikum zum Dialog über Fragen zur Kunst, Literatur, Geisteswissenschaft und Zeitgeschehen einluden. Unter anderem waren die Goethe-Expertin Sigrid Damm und die Literaten Marcel Beyer und Jürgen Becker zu Gast in Wiepersdorf. Über 1.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem In- und Ausland konnten an dem einzigartigen Ort Inspiration schöpfen.
Schloss Wiepersdorf wurde oft als „Haus des Geistes“ bezeichnet oder auch als „Ort außerhalb der Zeit“. Es steht nicht nur mit Namen wie Achim und Bettina von Arnim, Clemens Brentano oder auch Wilhelm Grimm in Verbindung, der Achim von Arnim in Wiepersdorf besuchte, sondern auch mit Schriftstellern der Nachkriegszeit wie Anna Seghers, Christa Wolf, Ulrich Plenzdorf oder Sarah Kirsch, die darüber dichtete, wie sanft der Park hinter dem Schloss in den Wald übergeht. Peter Huchel und Arnold Zweig waren weitere Persönlichkeiten, die auf Wiepersdorf weilten, neben vielen anderen.
Adresse:
Bettina-von-Arnim-Straße
14913 Niederer Fläming
Brandenburg