Wohnhaus und Garten Karl Foerster - ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
Potsdam, Brandenburg
Foto: Marianne Majerus/DSD

So lebte der Staudenpapst

Während der Garten des Bornimer Staudenzüchters weithin als einmaliges und unverwechselbares Gartendenkmal bekannt ist, wird das Wohnhaus der Familie Foerster deutlich seltener als Denkmal wahrgenommen. Und das zu Unrecht, wurde es doch nach dem Vorbild des Berliner Architekten Hermann Muthesius von dem Schweizer Architekten Albert Froelich in der zeittypischen Landhausarchitektur gebaut und besitzt für sich allein, unabhängig vom Garten, einen signifikanten Denkmalwert.

Hier geht es zum Rundgang durch das Karl Foerster-Haus

Leben im Landhaus

Vom Grundstückseingang aus erhebt sich das Wohnhaus der Familie Foerster über dem berühmten Senkgarten. Hier lebte und arbeitete Karl Foerster fast 60 Jahre. Das Wohnhaus entstand 1910/11 zeitgleich mit der Gartenanlage als homogenes Ensemble. Die zu allen Seiten unterschiedlich ausgeprägten Fassaden mit ihren Vor- und Rücksprüngen, der Säulenloggia, dem Wintergarten sowie den vielgestaltigen Dachflächen machen das Haus zu einem einmaligen Kunstwerk. Inmitten der Gartenanlage stehend, spiegelt sich seine Fassade lebhaft im Teich des Senkgartens. Die erhöhte Lage des Hauses bietet diesem Gartenraum zudem Schutz vor starken Westwinden.

Von großer Kreativität und künstlerischer Intelligenz zeugt auch die Innenarchitektur: individuelle Grundrisse und ein durchdachtes Farbkonzept ergänzen das Farb- und Formenspektrum des Gartens. Haus und Garten bilden eine harmonische Einheit. Bemerkenswert ist die weitestgehend erhaltene Ausstattung des Wohnhauses, insbesondere des Erdgeschosses. Hier liegen das ehemalige Arbeitszimmer und die Fachbibliothek des Staudenzüchters. Fast 60 Jahre lang arbeitete Karl Foerster im Licht der grünen Schreibtischlampe und schrieb seine Bücher und Aufsätze, die seine Frau Eva auf der Maschine abtippte. Anschaulich zeigt das Wohnhaus das Lebensumfeld des Ehepaars Foersters sowie ihrer Tochter Marianne, die die vielen persönlichen Erinnerungsstücke nach dem Tod ihrer Eltern sorgsam bewahrte.

Mit Karl Foerster zogen 1910/11 ebenso sein Vater Wilhelm Julius Foerster, der ehemalige Direktor der Königlich Preußischen Sternwarte in Berlin, sowie seine jüngere Schwester Martha in das Haus ein. Nach der Heirat 1927 lebten hier außerdem seine Frau Eva sowie ab 1931 deren gemeinsame Tochter Marianne. Stets bewohnten angestellte Gärtner, teils mit ihren Familien, die oberste Etage und zahlreiche Tiere belebten das Anwesen.

Ein Mekka der Gartenfreunde

Das Foerster-Haus entwickelte sich gleich nach seiner Entstehung zu einem Mekka für Künstler und Gartenfreunde. Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens der damaligen Zeit wie der Pianist Wilhelm Kempff und der Architekt Otto Bartning, aber vor allem viele bekannte Landschaftsarchitekten fanden sich hier zusammen. Bornim wurde zu einem „Worpswede der Gartengestalter“. Diesen „Bornimer Kreis“ erweitern heute die vielen „Foersterianer“. Zahlreiche Gästebucheinträge und Briefe aus vergangener Zeit zeugen noch heute von der hohen Wertschätzung, die Karl Foerster entgegengebracht wurde und wird.  

Wenn Sie hilfreiche Informationen zur Geschichte des Hauses und seiner Bewohner haben, dann freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme: felix.merk@denkmalschutz.de, Kurator Karl Foerster-Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz


Restaurierung des Hauses

1910/11 errichtet, wurde in den 1960er-Jahren eine umfangreiche Sanierung des Hauses notwendig, vor allem die Außenfassade musste grundlegend überarbeitet werden. Da in der damaligen DDR die originalen Baumaterialien nicht mehr zu erwerben waren, verlor das Haus durch die Eingriffe viel von seinem ursprünglichen Charme. So war der Fassadenputz stark beschädigt und wurde durch den in der DDR verfügbaren sehr groben und grauen Kratzputz ersetzt. Die bauzeitlichen Fenster des Speise- und Musikzimmers wichen großformatigen, vereinfachten Panoramafenstern.

Im Zuge der durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und ihrer treuhänderischen Marianne Foerster-Stiftung vorgenommenen Restaurierungen beabsichtigte man die Wiederherstellung der bauzeitlichen Fassade, in erster Linie die der Schaufassade zum Senkgarten. Auf der Rückseite des Hauses, Richtung Herbstbeet, wurde ein Panoramafenster der 1960er Jahre und ein Stück historischer Kratzputz erhalten, um diese Zeit zu dokumentieren. Karl Foerster war 93 Jahre alt, als die Fassade saniert und die Fenster ausgetauscht wurden. Die ursprünglichen vierbahnigen Fenster sowie der wieder aufgebrachte feinporige helle Kalkputz lassen die feinsinnige, mit dem Garten in Einklang stehende, architektonische Gestaltung erkennen.

Putzbau, 1911, Förderung von Haus und Garten seit 2004, Eigentum seit 2010

Adresse:
Am Raubfang
14469 Potsdam
Brandenburg

Das Foerster-Haus erzählt seine Geschichte
Hören Sie rein in unseren Podcast!