Karl Foersters Züchtungen

Für Karl Foerster waren Pflanzen Individuen und nicht nur Farbtupfer auf Beeten. Sein Ideal war der „Garten für intelligente Faule“: bei so wenig Pflege wie nötig größtmögliche Schönheit sicherzustellen. Ziel seiner Züchtungen waren ausgewogene Proportionen und klar leuchtende Farben. Seinen Züchtungen gab Karl Foerster besonders atmosphärische Namen: Rotwild, Abgesang, Kleine Nachtmusik, Isabellarosa, Gletscherwasser, Rosenquarz, Goldgrünherz und Septemberfuchs sind nur wenige unter hunderten Sorten und offenbaren den feinsinnigen Geist des Gartenpoeten. 

Kaum ein Garten ohne Foersters Saat!

Erste Zuchterfolge erzielte Foerster 1920 mit der Rittersporn-Sorte „Berghimmel“. Ab 1932 kamen die seit Anfang der 30er-Jahre gezüchteten Phlox paniculata-Sorten sowie neue Sorten von Rittersporn, Astern, winterharten Blütenstauden und Gräsern in den Handel. Im Laufe seines Lebens verbesserte Karl Foerster mit seinen zahlreichen Züchtungen Stabilität und Wachstum der Pflanzen und verringerte gleichermaßen die Anfälligkeit für Krankheiten, Dürre- und Frostschäden. Knapp 370 Züchtungen winterharter Blütenstauden – insbesondere Rittersporn und Phlox – gehen auf ihn zurück. Etwa ein Drittel davon ist auch heute noch im Handel erhältlich.
 

Karl Foersters Einfluss auf die Gartengestaltung

Mit seinem ab 1910 geschaffenen privaten Garten und der zugehörigen Gärtnerei mit ihren Versuchsflächen prägte Karl Foerster die Gartenentwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheidend mit. In Bornim kombinierte er architektonischen Gestaltungswillen und pflanzliche Vielfalt in einer bis dahin in Deutschland unbekannten Weise. Mit Hilfe seiner Pflanzen komponierte Karl Foerster neuartige, stimmungsvolle Bilder, die sich im Laufe der Jahreszeiten verändern.

1928 gründete Karl Foerster mit Hermann Mattern und Herta Hammerbacher eine Arbeitsgemeinschaft. Zu ihren Aufträgen zählte u. a. die Gestaltung der Gartenanlage auf dem IG-Farben-Gelände in Frankfurt am Main sowie der Sommerblumenschau am Berliner Funkturm. Die Arbeitsgemeinschaft arbeitete nach klaren Kriterien: eine landschaftlichere und zwanglosere Formgebung, die Beachtung des gestalterischen Werts der einzelnen Pflanze und ihrer standortgerechten Pflanzung sowie ihr farblicher Übergang in die „Naturhaftigkeit“ der umgebenden Landschaft.

Vollkommen neu zu Foersters Zeit war dessen steter Einsatz von Gräsern. Sie dienten ihm mit ihrer feinen Struktur als Kontrast zu den großblättrigen Pflanzen und vervollständigten seine Kompositionen: „Sie wirken oft als solche Organisatoren ihrer Umgebung und bringen ein solch geheimnisvolles Zusammenwirken mit pflanzlicher Nachbarschaft zustande, daß es bei ihrer Wegnahme scheint, als sei einem Orchester der Dirigent genommen“. (Karl Foerster, Einzug der Gräser und Farne in die Gärten, sowie einiger bedeutungsvoller Blattschmuckstauden, Radebeul 1957, 11f.)
 

Ein Garten im Sinne der Reformgartenbewegung 

Der nach englischem Vorbild entstandene Senkgarten – Herzstück des Gartens und Oase der Entspannung – war nicht nur der erste seiner Art in Deutschland, sondern mit seiner geometrischen Form zudem der aufkommenden Reformgartenbewegung verpflichtet. Durch die Wiederaufnahme formaler und strukturierter Elemente wendete man sich ab vom weitläufigen und naturbelassenen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild. Anregungen fanden die Gartenplaner um 1900 in den geometrisch angelegten Klostergärten mit Zier- und Nutzpflanzen, der symmetrischen Ornamentik der Barockgärten sowie in den traditionellen Bauerngärten. Weg von der üppigen Gestaltung und kleinteiligen Verzierung, hin zu „natürlichen“ und „echten“ Gärten, das war das Ziel. Gleichermaßen war die Reformgartenbewegung bestrebt, normale Bürger in den Genuss eines Gartens nach Vorbild der wohlhabenden Villengärten kommen zu lassen. Einfach zu pflegen und winterhart waren die üppigen und farbenfrohen Staudenpflanzen elementarer Bestandteil dieser Bewegung. 
 

Internationale Sphären

Nicht nur in Deutschland und Europa – z. B. unter dem niederländischen Gartenarchitekten und Staudenzüchter Piet Oudolf in den 1980er Jahren – verbreiteten sich Foersters Ideen. Sein Einfluss ist auch in Nordamerika auszumachen: Mit Wolfgang Oehme (1930-2011), der 1957 nach Baltimore auswandere, erhielt der „Neue Amerikanische Garten“ Einzug in die Ostküste der USA. Geprägt vom natürlichem Charme der mehrjährigen Stauden und Gräser sowie dem „Prinzip des Durchblühens“ stand er ganz in der foersterschen Tradition. Die 1975 entstandene Partnerschaft mit dem Landschaftsarchitekten James van Sweden verschaffte Oehmes Art der Gartengestaltung weitreichende Bekanntheit. Ihr Büro erschuf den Federal Reserve Board Garden sowie den Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsgarten in Washington D. C. und gestaltet heute noch „neue amerikanische Gärten“.