Preisträger 2024 in Berlin

Berlin kann trotz tiefgreifender Katastrophen und Veränderungen auf einen Denkmalbestand stolz sein, der mit Beispielen alle Epochen Berliner Baukultur dokumentiert, bis hin zu einem hochkarätigen und daher denkmalgeschützten Bestand an Wohnsiedlungen, Industrie- und Nachkriegsbauten. Gerade wegen der vielfach schmerzhaften Verluste verdient der Schutz des Bestandes oberste Priorität, ob für die prächtigen Stadtvillen in Mitte oder die Fachwerkbauten der Außenbezirke, ob für die Wohnbauten der Klassischen Moderne bis hin zur Architektur der 60er Jahre.

Der Beitrag der privaten Denkmaleigentümer zum Erhalt und der Pflege dieses kostbaren Schatzes beeindruckte die Jury ebenso wie die Qualität der Handwerksbetriebe in allen Gewerken. Denkmalpflege ist nicht nur eine lohnende Investition in die Zukunft einer Stadt, sondern auch ein Tätigkeitsfeld, das langfristig Arbeitsplätze schafft und sichert.
 

1. Preise

Alte Kolkschenke

Die traditionsreiche Alte Kolkschenke in Spandau gehört zur historischen Bebauung der früheren Insel Behnitz in Spandau. Der Ursprung des Baus geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und dokumentiert die einfache Bebauung der mit Fischereirechten belegten Grundstücke. Mit großer Behutsamkeit und mit hohem Einfühlungsvermögen hat Dieter Zint das lange in Familienbesitz befindliche Gebäude in enger Absprache mit den Denkmalbehörden instand setzen lassen. Dank der Anleitung eines in der Denkmalpflege versierten Architekturbüros haben qualifizierte
Handwerksbetriebe das schon fast verloren geglaubte Denkmal gerettet.

Unter weitestmöglichem Substanzerhalt und mit viel Liebe zum Detail konnte mit den historischen Baumaterialien ein für den Kolk prägender Teil der Bebauung wiedergewonnen werden. Dafür zeichnet die Jury Dieter Zint mit einem ersten Preis aus.

Siedlung Attilahöhe

Das denkmalgeschützte Bauensemble wurde in den Jahren 1928-1936 in mehreren Bauabschnitten errichtet. Architekten der Siedlung auf der Attilahöhe waren Bruno Taut und Franz Hoffmann. Die ursprünglich fünf Baublöcke sind bis heute im Eigentum der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG. In kleinen Schritten wird die rautenförmige Anlage von der genossenschaftlichen Bauverwaltung instandgesetzt, um die historischen gestalterischen und baulichen Qualitäten der Anlage wiederzugewinnen. Die klaren Linien und schmucklosen Wandflächen erfordern eine besonders hohe Qualität der handwerklichen Leistungen der ausführenden Betriebe sowie eine originale Materialität.

Für die nachhaltige und werterhaltende Wiederherstellung dieser das Quartier prägenden Anlage erhält die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG einen ersten Preis.

2. Preis

Kossätenhaus

Als Bestandteil einer größeren Hofanlage mit Gutshaus und Scheunen war das Kossätenhaus von 1793 bei Übernahme des Objektes durch die Hanna gGmbH in desolatem Zustand. Trotzdem hat der Eigentümer mit großer Vorstellungskraft und Begeisterung die Qualitäten des Baus erkannt und die Verantwortung für ihren Erhalt übernommen. Mit kompetenten und denkmalerfahrenen Handwerksbetrieben wurde mit historischen Materialien und in traditioneller Bauweise das Kossätenhaus vorbildlich wiederhergestellt.

Die Jury hofft, dass der instandgesetzte Bau im Kontext der geplanten Nutzung der Hofanlage als Kita ein besonderer didaktischer Lernort werden kann und zeichnet die Hanna gGmbH mit dem zweiten Preis aus.

3. Preise

Wasserturm Schöneweide

An der Bahntrasse Berlin-Cottbus entstand 1904 das vier Hektar große Gelände des Bahnbetriebswerks Schöneweide. Neben dem Ringlokschuppen und weiteren Nebengebäuden ist der 30 Meter hohe Wasserturm mit seinem auskragenden Schieferdach für das Gelände prägend. Sein konischer Schaft unter dem mächtigen Dach markiert den Ort als Wahrzeichen weit in die Landschaft hinein. Der Verein Dampflokfreunde Berlin e.V. hat 2018 das gesamte Gelände in seine Verantwortung übernommen und mit qualifizierten Handwerksbetrieben unter der Anleitung eines versierten Architekturbüros mit der Instandsetzung des Wasserturms begonnen.

Die Jury wünscht den Dampflokfreunden bei der Entwicklung des Geländes als Begegnungsstätte für das Quartier „Gleislinse“ und das Entwicklungsgebiet Johannisthal/Adlershof eine weiterhin glückliche Hand und zeichnet die Arbeiten am Wasserturm mit dem dritten Preis aus.

Sonderpreise

Förderpreis Berlin 2024

The Knast

Für die mutige Übernahme und sorgfältige Instandsetzung des ehemaligen Frauengefängnisses in Lichterfelde als Kulturzentrum mit Hotel und Gastronomie zeichnet die Jury Dr. Joachim Köhrich mit dem Wolfgang und Ursula Engelbarts-Preis aus. Mit der substanzerhaltenden und nachhaltigen Instandsetzung ist ein ungewöhnlich qualitätvolles Denkmal in seiner Erlebbarkeit erhalten geblieben.

Sonderpreis Berlin 2024

Rother-Stift

Seit 2009 setzt der Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin eG die Ende des 19. Jahrhunderts entstandene großzügige Anlage des Rother-Stifts schrittweise instand. Die Jury beeindruckte die Selbstverständlichkeit der konsequenten und verantwortungsbewussten Instandhaltung der bewohnten Anlage. Hier wird auf dauerhafte Erhaltungsleistung statt auf dramatische Rettung gesetzt. Dafür wird die Genossenschaft mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Handwerkerpreise Berlin 2024

Victoriahöfe

Treppenhaus Lietzenseeufer 10

Rivierasaal