Foto: Jugendbauhütte Niedersachsen

Jugendbauhütte Niedersachsen: Projekt Ostfalen

Durch die Initiative des Ortskuratoriums Helmstedt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte 2021 ein neues Projekt in der Region Ostfalen gestartet werden. Geographisch zwischen Wolfsburg und Helmstedt sowie Braunschweig und Wolfenbüttel angesiedelt, will die Jugendbauhütte Niedersachsen nun auch hier ihre Spuren hinterlassen. Auf verschiedenenen Lehrbaustellen können die Freiwilligen der Jugendbauhütte dem mittelalterlichen System der Bauhütten folgend gemeinam arbeiten, lernen und leben. Durch Bereitstellung von Wohnraum für die Freiwilligen im historischen Hotel Petzold ist eine gute Basis für die zukünftigen Aktivitäten geschaffen. 

Ostfalen ist eine geschichtsträchtige Region mit einem reichen kulturhistorischen Erbe. Die Bandbreite reicht von mittelalterlichen Fachwerkbauten bis zu wegweisender Architektur des Wirtschaftswunders. Im Mittelalter war die Region am Harz Stammland deutscher Kaiser und Könige. Pfalzen, Burgen Schlösser und eine Vielzahl von Klöstern und Kirchen sind erhalten. Darunter auch so herausragende Bauwerke wie der romanische Dom in Königslutter oder das Juleum Novum in Helmstedt, einer der bedeutendsten Universitätsbauten der Weserrenaissance des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Wolfsburg, eine Stadtneugründung des 20. Jahrhunderts, verfügt mit seiner Nachkriegsmoderne über eine herausragende Architektur wie das Theater von Hans Scharoun, das Kulturhaus und die Kirchen von Alvar Aalto oder - aus jüngster Vergangenheit - das weltberühmte "Phaeno" der Star-Architektin Zaha Hadid.

Unterstützen Sie das Jugendbauhüttenprojekt in Ostfalen

Geschichte zum Anfassen!

Exkursion in den Erlebnissteinbruch Hainholz

Die Architektur Königslutters ist geprägt vom Muschelkalkstein – ob zum Ausmauern von Gefachen, als Zierelemente an Hausfassaden oder Werkstein für Steinmetzarbeiten am Dom. Auch im „Haus Scheepers“, der ersten größeren Baustelle des Projekts Ostfalen, ist dieses Material verbaut. Umso spannender war es für die Freiwilligen der Jugendbauhütte Niedersachsen, während einer vom Ortskuratorium Helmstedt organisierten Exkursion in den größten Steinbruch Königslutters mehr über die Herkunft und Eigenschaften des Steins zu erfahren und dessen Gewinnung selbst nachzuvollziehen.


Hier hilft das Projekt Ostfalen:

Scheepers' Haus in Königslutter

Ein erster Großauftrag war die Renovierung von “Haus Scheepers” in Königslutter und Einrichtung einer Tourist-Information für den Kaiserdom im Untergeschoss des Hauses. Direkt auf dem Weg zum Kaiserdom in Königslutter steht das sogenannte Scheepers´ Haus. Bei dem Anwesen handelt es sich um eine Hofanlage mit einer wechselvollen Geschichte, die bereits 1549 als Hofstelle im Erbregister Erwähnung fand. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts wurde die Hofanlage als Schlachterei genutzt. Aus dieser Zeit ist die originale Ausstattung aus gestalteten Kacheln, Aufhängevorrichtungen und einer Holkassettendecke unverändert erhalten. 


Pop-up-Cafè, Aalto Week Wolfsburg

Für die Alvar Aalto Week 2022 wurde im Alvar-Aalto-Kulturhaus ein Pop-up-Café errichtet. Die Entwürfe stammen von Innenarchitektur-Studierenden der Hochschule Hannover, die Anfertigung des Mobiliars übernahmen die Freiwilligen der Jugendbauhütte mit ihrem Fachanleiter. Hoch motiviert und gut gelaunt wurde gemessen, gesägt, geschraubt und geschliffen. 


Kronprinzenpalais in Wolfenbüttel

Das Kronprinzenpalais in Wolfenbüttel ist ein barocker Bau mit einer wechselvollen Baugeschichte. Die Jugendbauhütte beteiligte sich an der Restaurierung und half bei der Fertigstellung von zwei Räumen durch Lehmputzarbeiten und der Restaurierung von Türen und Stuck. 


Kirchturmuhr in Lucklum

Im Kirchturm der Gutskirche befindet sich eine Turmuhr, erbaut ca. 1911 durch die Turm-, Hof- und Eisenbahn-Uhren-Fabrik J. F. Weule. Ein Uhrmacher zerlegte die Uhr mit den Freiwilligen der Jugendbauhütte in ihre Einzelteile. Gemeinsam wurden sie mit Bürstchen, Lappen  und fettlösenden Mitteln sorgfältig gereinigt. Glücklicherweise war der Zustand der einzelnen Bestandteile so gut, dass alle im Orignal erhalten bleiben konnten und keine Teile ersetzt werden mussten. 


Klostermauer St. Ludgeri in Helmstedt

Am 3. März 2021 war die Klostermauer des Klosters St. Ludgeri in Helmstedt auf einer Länge von ca. 30 Meter völlig unerwartet eingestürzt. Die Bauten des im 9. Jahrhundert gegründeten Klosters wurden ab dem 17. Jahrhundert umfassend erneuert. Man vermutet, dass auch der Teilabschnitt der eingestürzten Mauer Anfang des 18. Jahrhunderts im Rahmen dieser Maßnahmen erneuert wurde. Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass Einwirkungen von Feuchtigkeit im Sockelbereich über einen sehr langen Zeitraum und die seit einigen Jahren vorhanden Unterschiede der Geländehöhen beiderseits der Mauer zum Umsturz geführt haben. Die Stadt Helmstedt prüfte kurzfristig die Standfestigkeit der angrenzenden Mauerteile und veranlasste daraufhin umgehend die notwendige bauliche Sicherungsmaßnahmen. Nach Ermittlung des erforderlichen Sanierungsaufwandes und der daraus resultierenden Kosten, fiel dann die Entscheidung, die historische Klostermauer wieder aufzubauen. Mit Unterstützung der Freiwilligen der Jugendbauhütte und des Ortskuratoriums Helmstedt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wurde das eingestürzte Steinmaterial für die spätere Wiederverwendung sortiert und auf Paletten zwischengelagert.

Es folgten ein Bodengutachten und alle weiteren erforderlichen Planungen für den Wiederaufbau, welche alle in Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Helmstedt erfolgten. Mit der Neugestaltung des Geländeprofils nördlich der Klostermauer wird sich auch die benachbarte Avacon mit einer wichtigen Maßnahme beteiligen, um den seitlichen Bodendruck auf die Mauer zu reduzieren. Viele Monate bot sich den Passanten und interessierten Betrachtern zwischenzeitlich das unveränderte Bild einer scheinbar ruhenden Baustelle. Da aber witterungsabhängige Arbeiten am Fundament sowie Maurer- und Steinmetzarbeiten Frostfreiheit voraussetzten, musste auf den Frühling gewartet werden.

Ende März 2022 war es dann endlich soweit und die ersten vorbereitenden Arbeiten konnten beginnen. Die originalgetreue Rekonstruktion der historischen Klostermauer hatte nun auch praktisch begonnen.


Mittelalter-Kran in Braunschweig

Die vom Braunschweigischen Landesmuseum konzipierte Dauerausstellung „Bruneswic anno 1221“, beinhaltet einen Tretkran nach mittelalterlichem Vorbild. Eine Zimmerei errichtete diesen in Kooperation mit den Freiwilligen und ihrem Fachanleiter. Sie hobelten, sägten, und verzapften mit traditionellen Holzverbindungen.