Neben spannenden Einsatzgebieten im Handwerk, der Restaurierung und der Archäologie bietet die Jugendbauhütte Regensburg in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege viel praktische Seminararbeit an denkmalgeschützten Objekten in Regensburg und ganz Bayern.
Die Geschichte der Stadt geht auf die Gründung des Legionslagers „Castra Regina“ am nördlichsten Punkt der Donau im Jahr 179 n. Chr. zurück. Das von Kriegszerstörungen nahezu verschonte mittelalterliche Regensburg wurde 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und ist seit 2009 idealer Standort für die Jugendbauhütte, von hier aus wird das Freiwillige Soziale Jahr in der Denkmalpflege in Bayern organisiert. Die jungen Erwachsenen engagieren sich in anspruchsvollen und spannenden Einsatzstellen, wie zum Beispiel in der Archäologie und Bodendenkmalpflege, in Museen und Freilichtmuseen, in Werkstätten zur Restaurierung von Holz, Glas oder Stein, in Architekturbüros oder in den Dombauhütten des Landes. Zusätzlich finden die Seminarwochen in wechselnden Jugendtagungshäusern in ganz Bayern statt. In diesen Fachseminaren setzen sich die Teilnehmenden mit den vielseitigen Aspekten der Denkmalpflege auseinander. Sie lernen historische Handwerkstechniken und Baumaterialien kennen. Aber auch die theoretischen Grundlagen des Denkmalschutzes und der Kunst- und Baugeschichte werden thematisiert. Meist gelingt es zudem, ein Jahresprojekt zu organisieren, bei dem die Jugendlichen direkt und unmittelbar zum Erhalt eines Denkmals beitragen können, wodurch eine hohe Identifikation der Gruppe mit ihrem Projekt entsteht. Mit den Seminarprojekten erfahren die Jugendlichen für ihr Können und ihr Engagement oft große Anerkennung durch die Öffentlichkeit und ihr direktes Umfeld. Die Jugendbauhütte Regensburg wird mit großem Engagement durch den Freistaat Bayern, die Stadt Regensburg und den Bezirk Oberpfalz unterstützt.
2013 und 2014 führte die Jugendbauhütte erstmalig ein denkmalpflegerisches Ganzjahresprojekt durch. In der Ortschaft Geyern bei Weißenburg (Altmühltal) sollte ein historisches Backhaus (um 1780 errichtet) denkmalgerecht restauriert und instand gesetzt werden, so dass nach drei Seminarwochen das Dorf wieder einen funktionierenden traditionellen Backofen hat. In der ersten Woche wurde Bauforschung betrieben und ein verformungsgerechtes Aufmaß erstellt. Die zur Restaurierung benötigten Ziegelsteine wurden in einem Meilerbrand selbst hergestellt. Im Mai und Juni 2014 konnte das Gewölbe des Ofens neu gebaut und das gesamte Backhaus restauriert übergeben werden. Die Jugendbauhütte wurde bei diesem Projekt in herausragender Weise durch die Bauherrenfamilie, den Landkreis und die gesamte Dorfgemeinschaft unterstützt. Für das Engagement wird das Projekt im Herbst 2017 den Bayerischen Staatspreis bekommen.
Einmal ein Kirchenfenster selbst entwerfen und anfertigen, diese Möglichkeit bekamen die Teilnehmer der Jugendbauhütte Regensburg beim Projekt „Ein Fenster für die Cadolzburg“. Aus den vielen Entwürfen der Freiwilligen wählte eine hochkarätige Jury, zu der unter anderem auch der bayerische Generalkonservator Mathias Pfeil gehörte, einen Siegerentwurf aus. Das fertige Glasfenster befindet sich heute in der Cadolzburg, in der das Erlebnismuseum Cadolzburg eingerichtet wurde.
Stefan Aichner
Leitung Jugendbauhütte Regensburg
0941 599 360 09