Dank zahlreicher Spenden sowie der Lotterie GlücksSpirale unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Arbeiten am Alten Zollhaus in Bad Karlshafen mit 54.000 Euro. Das Gebäude gehört zu den über 220 Projekten, die die private DSD dank Spenden, Mittel ihrer Treuhandstiftungen sowie der Lotterie GlücksSpirale allein in Hessen fördern konnte.
Bad Karlshafen sollte mit einem Hafen und einem geplanten Kanal die Landgrafschaft Hessen-Kassel direkt mit der Nordsee verbinden. Die rechtwinkeligen Straßenzüge der Stadt wurden um das zentrale Hafenbecken errichtet. Zunächst entstanden einheitliche, verputzte Zeilenbauten. Als dann die barocke Handels- und Manufakturstadt großen wirtschaftlichen Aufschwung genommen hatte, errichteten die erfolgreichen Handelsfamilien in einer zweiten Phase besonders an der Weserstraße große repräsentative Handelshäuser. Bad Karlshafen ist heute mit Erlangen das besterhaltene Beispiel einer deutschen Hugenottenstadt des 17. und 18. Jahrhunderts.
Gegenüber der ehemaligen Schiffsumschlagstelle entstand 1765 das barocke Zoll- und Lagerhaus. Das Gebäude gehört zu den wichtigen Funktionsbauten der Stadt und fügt sich harmonisch in den Baustil der Planstadt ein. Bis heute erinnert es anschaulich an die Wirtschaftskraft der barocken Stadt. Charakteristisch für die besonderen Haustypen der Stadt ist das repräsentative Zwerchhaus über dem Eingangsportal. Ein mit Dreiecksgiebel und Ochsenauge über einem Hochrechteckfenster abschließendes Zwerchhaus bekrönt auch hier das Portal. Der massive, teilunterkellerte Putzbau erhebt sich eingeschossig über einem Sandsteinsockel und wird von einem hohen Mansarddach mit Dachhäuschen in den Achsen gedeckt. In der Hausmitte auf der Südseite lässt sich das langgestreckte Haus über eine Sandsteintreppe durch ein zweiflügeliges Portal betreten. Große Hochrechteckfenster mit Natursteingewänden belichten das Gebäude. Den Hauptraum im Erdgeschoss prägen Sandsteinsäulen aus dem einstigen Kloster Helmarshausen.
Besonders vielversprechend ist die geplante Nutzung des Gebäudes als Haus für misshandelte Kinder. Pflegeeltern soll hier ein bis zu zweiwöchiger kostenfreier Erholungsaufenthalt mit ihren Schützlingen ermöglicht werden, bei dem auch therapeutische Angebote wahrgenommen werden können. In regelmäßigen Abständen sollen in dem Haus Seminare zum Thema Kindesmisshandlung stattfinden – für die zuständigen Behörden, Mitarbeiter freier Träger des Kinderschutzes, Kinderärzte und Kinderkliniken. Diese Fortbildungen sind in enger Zusammenarbeit mit dem Rechtsmedizinischen Institut der Berliner Charité angedacht. Unterstützt wird das in Deutschland bisher einmalige Konzept vom Deutschen Kinderverein, der das Haus betreiben wird.