30.08.2010 – Presse

Ausgangspunkt für die Christianisierung Bayerns

Die Alte Kapelle in Regensburg – Ein Förderprojekt der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Die Stiftskirche „Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle“ ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit östlichem Querschiff, an das sich ein langgestreckter, überhöhter Chor anschließt. In ihren Anfängen geht sie auf eine von Kaiser Ludwig dem Deutschen eingerichtete Pfalzkapelle zurück, die 875 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Nach einer Zeit vorübergehenden Verfalls stellte Heinrich II. den Kapellenbau 1002 wieder her. 1441/42 erhielt die Kapelle anstelle des romanischen Ostabschlusses einen spätgotischen Hochchor. Im 18. Jahrhundert wurde das Bauwerk nahezu zwanzig Jahre lang barock umgestaltet, so dass man im Inneren seine nunmehr bald tausendjährige Geschichte kaum mehr erkennt. Dabei wurde das Langhaus eingewölbt und erhielt zusammen mit dem Chor die Stuckornamentik durch den Wessobrunner Künstler Anton Landes. Die Gemälde im Langhaus stammen von dem Augsburger Maler Christoph Thomas Schäffler, die Fresken im Chor von Gottfried Bernhard Göz. Mit der Errichtung der Orgel von 1791 bis 1797 endeten die Innenarbeiten abschließend.

Der Legende nach ist die Regensburger Stiftskirche „Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle" der Ausgangspunkt der Christianisierung Bayerns, die mit der Taufe des Agilolfingerherzogs Theodo und seines Hofstaates durch den heiligen Bischof Rupert im 7. Jahrhundert begann. Einer Tradition des 18. Jahrhunderts zufolge fand Theodos Taufe an der Stelle der heutigen Vituskapelle statt. Sicher ist eine „antiqua capella“ aber erst für das 9. Jahrhundert nachweisbar. Ludwig der Deutsche erbaute eine erste Pfalzkapelle im Bereich des Alten Kornmarkts. Kaiser Arnulf von Kärnten errichtete gegen Ende des 9. Jahrhunderts im Bereich von St. Emmeram eine zweite Pfalz. Ein Jahrhundert später ließ der bayerische Herzog und spätere deutsche Kaiser Heinrich II. die alte Pfalzkapelle 1002 zur Stiftskirche „Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle“ ausbauen. Wenige Jahre später schenkte er sie dem Bistum Bamberg. Zweimal leckten die Flammen im 12. Jahrhundert am romanischen Heinrichsbau, bevor man im 15. Jahrhundert den spätgotischen Hochchor ansetzte. Weitere drei Jahrhunderte später erhielt das Bauwerk seine Fenster in den einheitlich geschwungenen Formen des Rokoko, die unverkennbar auf spielerische Leichtigkeit verweisen wollen. So lassen sich von außen die verschiedenen Bauphasen unmittelbar ablesen, die im Inneren nicht mehr wahrzunehmen sind.

Denn nachdem der kunstsinnige Dekan Johann Michael Franz von Velhorn (1746-1782) die Kirche von 1747 bis 1787 vollkommen umgestalten ließ, gilt die Alte Kapelle als ein Gesamtkunstwerk des Rokoko. Die Kirche erhielt Schallgewölbe, moderne Bassgeigenfenster, Stuckaturen von Anton Landes und Fresken des Augsburger Malers Christoph Thomas Scheffler (1699-1756). Die Neugestaltung des Chores nahmen ebenfalls Anton Landes und der Augsburger Frescant Gottfried Bernhard Göz (1708-1775) vor. Schließlich lieferte der Regensburger Bildhauer Simon Sorg (1719-92) in den folgenden Jahren die reiche Ausstattung an Altären, Chorgestühlen und Oratorienbekrönungen.

Im Inneren verweisen nur mehr die Bilder auf die lange Geschichte der Kirche. Das Deckengemälde schildert die Taufe Theodos, am Hauptaltar beten die heiligen Heinrich II. und Kunigunde, ein vermeintlich dem Kaiser vom Papst geschenktes Muttergottesbild wird dort bis heute verehrt. Feierlich wirkt der ganze Raum durch das vorherrschende Weiß-Gold, das den Gesamteindruck bestimmt. „Verschwenderische Stuckornamente, zarte Fresken und zierliche Schnitzereien wetteifern miteinander“ schrieb ein Besucher. „Mit allen Mitteln der Kunst feiert dieser Raum sich selbst und seine Bedeutung als bayerische Mutterkirche, als ‚Mater Ecclesia’.“

Verschiedene Restaurierungsmaßnahmen seit dem letzten Jahrhundert schadeten dem Bauwerk weit mehr als dass sie nützten. Zentimeter für Zentimeter mussten die mangelhaften Farbschichten bearbeitet und ergänzt, die wertvollen Stuckaturen erneuert, die Schnitzereien an Kanzel, Gestühl und Altären restauriert werden. Denn auch in der Alten Kapelle ist es das Detail, dem sich die Großraumwirkung verdankt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der großen Instandsetzung des bedeutenden Kirchraumes von 1992 bis 2003. Über eine halbe Million Euro investierte sie in die Zukunft dieses Bauwerks und seiner himmelhoch jauchzenden Schönheit.