Selten eindeutig fiel im Rahmen eines Petitionsausschussverfahrens im Oktober 2023 das Ergebnis jahrelanger Auseinandersetzungen zugunsten des Denkmals aus. Grundlagen dieser Entscheidung waren Ortsbesichtigungen und ein etwa 100 Seiten starkes Sachverständigengutachten. Der Petitionsausschuss stellte unmissverständlich fest – und formulierte damit den Willen des Landtags, der Stadt Köln, der Bürgervereinigungen und der fördernden Stiftungen –, dass jegliches Gefahrenpotenzial im unmittelbaren Umfeld des Bauwerks von einem bis fünf Metern zu beseitigen ist. Dadurch eben, dass die beiden betreffenden Platanen gefällt werden.
Doch der schadensfreie Fortbestand des Denkmals ist weiterhin gefährdet, denn die Bezirksregierung Köln als Obere Naturschutzbehörde hält gegen den eindeutigen und einstimmigen Beschluss des Petitionsausschusses des nordrhein-westfälischen Landtags an einem Fäll-Verbot fest. Damit setzt sich eine Behörde ohne stichhaltige Begründung über die Entscheidung des Landtags hinweg.
Für die bereits bei einem früheren Ortstermin angebotene Ersatzpflanzung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz wurde seitens eines engagierten Privatmannes sogar ein versiegeltes Grundstück in der Nähe als Ausgleichsfläche angeboten. So könnte auch die Wiederherstellung des mit dem Bahnhof verbundenen Gartendenkmals gelingen. Freilich sieht sich die Bezirksregierung Köln weiterhin nicht in der Lage, diesem allgemeinen, auf allen Ebenen mitgetragenen Interesse zu folgen und zu einer Lösung im Sinne des langfristigen Schutzes des einzigartigen Bahnhofsgebäudes beizutragen. Folglich wurde ein dritter Ortstermin des Petitionsausschusses am 11. Dezember 2024 nötig, der wiederum ohne Lösung endete.
„Wie hier mit Bürgerengagement und demokratischen Verfahren umgegangen wird, ist erschreckend,“ kommentierte Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), den Vorgang. „Bei solchen an Schilda erinnernden Vorgängen ist der ungebrochene Einsatz des Förderkreises schon heldenhaft zu nennen“, so Skudelny bewundernd. Unverständnis für die Verzögerung der Bauarbeiten durch ständig neue Verfahrensstreitigkeiten wider alle Fachgutachten und Erkenntnisse erstaunen die Fachwelt. Annette Liebeskind, Leiterin der Abteilung Denkmalförderung der DSD, ist fassungslos. „Das Risiko, das von den beiden Platanen für das Bauwerk ausgeht, ist augenfällig und als Bürger sei die Frage gestattet wie an anderer Stelle ganze Wälder zur Fällung freigegeben werden können, wenn zwei leicht zu ersetzende Platanen als sakrosankt gelten. Hier verschiebt man leichtfertig die aktuelle Verantwortung in die Zukunft“.
Die Gefährdung des Denkmals durch die Bäume besteht derweil ungebrochen weiter. Bei einem Sturm können herabstürzende Äste das Bahnhofsgebäude beschädigen und die zahlreichen Wurzeln, die im Zuge der Restaurierungsarbeiten eingedämmt worden waren, können erneut ihr Wurzelwachstum in das Gebäude entfalten.
Dabei hat gerade die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz bundesweit Erfahrung mit der Wiederherstellung und Pflege bedeutender Park- und Gartendenkmale. Das Stichwort lautet hier „dauerhaft“. Jeder Baumbestand erfordert nämlich kontinuierliche Pflege. Beschneidung und Pflanzenaustausch gehören dazu, um solche wertvollen Anlagen dauerhaft im Bestand zu erhalten. Beim Bahnhof Belvedere würde die ursprüngliche Terrassenbepflanzung wiederherzustellen sowohl aus denkmalpflegerischer als auch aus ökologischer Sicht eine nachhaltige Verbesserung bedeuten. Die DSD hat hier bereits Unterstützung bei der Instandsetzung des Parks als auch bei Ersatzpflanzungen bei gutachterlich empfohlenen Baumentnahmen angeboten.
FÜR PRESSEVERTRETER:
Der Petitionsausschuss wird am Donnerstag, dem 19. Dezember 2024, in der Plenarsitzung des Landtags seinen Halbjahresbericht vorstellen und diese Vorgänge thematisieren.
Zum Objekt:
Das ehemalige Empfangsgebäude des Bahnhofs Müngersdorf markierte den Endpunkt der 1839 eröffneten Eisenbahnstrecke der Rheinischen Eisenbahngesellschaft vom Kölner Bahnhof Am Thürmchen nach Müngersdorf. Die Bahnstrecke war die erste Teilstrecke der weltweit ersten internationalen Eisenbahnverbindung, die von Köln über Aachen bis nach Antwerpen verlief.
Das im klassizistischen Landhausstil errichtete Gebäude steht in der Tradition der Berliner Bauakademie. Der Entwurf wird August Eduard Pickel, dem damaligen Oberingenieur der Gesellschaft, zugeschrieben. Das zweigeschossige Gebäude mit dem „schönen Ausblick“ auf Köln ist eines der seltenen Beispiele der Schinkel-Schule im Rheinland. Die nach Köln ausgerichteten Ostfassade betont ein flacher Mittelrisalit mit über drei Fensterachsen reichendem Balkon auf Volutenkonsolen.
Seit 1892 im Besitz der Stadt wurde das Gebäude als Wohnhaus genutzt, Bau- und Parkpflege wurden lange vernachlässigt. Der 2010 gegründete private Förderkreis Bahnhof Belvedere e.V. kümmert sich seit 2012 um die Instandsetzung des Denkmals für eine kulturelle Nutzung und erhielt 2015 das Erbbaurecht für 30 Jahre von der Stadt Köln.