Von 1732 bis 1733 errichtete der Baumeister Hermann einen kurzen Saalbau, der als evangelisch-lutherische Pfarrkirche diente. Den verputzten Außenbau mit Lisenengliederung und gotisierenden Fenstern überragt im Westen ein dreigeschossiger Turm mit einer verschieferten Schweifhaube. Im Grundriss sind die Ecken abgeschrägt, die Apsis schwingt nach Osten aus.
Von 1868 an diente der Bau der katholischen Gemeinde als Gotteshaus, seit 1905 wird er als russisch-orthodoxe Kirche genutzt. Im Zuge der Umnutzung durch die russische orthodoxe Gemeinde wurde das Kircheninnere umgestaltet und eine ins frühe 19. Jahrhundert datierte Ikonostase aus der ehemaligen Klosterkathedrale von Sarow eingebaut. Durch die Ikonostase wurde die Kirche zu einem Pilgerort des Heiligen Seraphim. Zarin Alexandra Feodorowna, zuvor großherzogliche Prinzessin von Hessen und bei Rhein, hatte das Patronat der Kirche inne. Einen vergoldeten, emaillierten Bronzelüster stiftete Zar Nikolaus II. bei seinem Besuch 1910 in Bad Nauheim.
Nachdem Dach und Dachkonstruktion sowie der Turm und das Hauptdach restauriert waren und die innere Raumschale nicht mehr absturzgefährdet war, konnte mit der Restaurierung der wertvollen Innenausstattung, insbesondere die Ikonostase, begonnen werden. Die Arbeiten ziehen sich aufgrund massiver Schäden länger hin als erwartet. Insbesondere vier große Heiligenbilder sind noch zu restaurieren.
Die Reinhardskirche, die als älteste Kirche Bad Nauheims zugleich die enge Verbindung des Hauses Hessen Darmstadt mit dem russischen Zarenhaus dokumentiert, gehört seit 2003 zu den über 160 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.