08.07.2010 – Presse

Bedeutende Klosteranlage, Ruine und Gedenkstätte

Kloster Arnsburg in Lich – Ein Förderprojekt der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Kuno I. von Hagen-Arnsburg gründete im Jahr 1174 im Tal des Flüsschens Wetter an der Stelle der väterlichen Burg Arnsburg ein Zisterzienserkloster für Mönche aus Eberbach. 1803 fiel der Besitz bei der Aufhebung des Klosters an das Haus Solms-Laubach. Einen Teil der barocken Konventsbauten nutzte die Familie fortan als Schloss. Klosterkirche, Kreuzgang und andere unbewohnte Gebäudeteile dienten ab 1812 als Steinbruch. Heute erinnert die einstige Kirche, die vermutlich 1197 begonnen und 1246 geweiht wurde, als Ruine an die frühen Zisterzienserbauten, die mit der Anwendung des gebundenen Wölbungssystems eine deutsche Variante des im Orden üblichen burgundischen Systems kreierten. 1818 stürzten die Dächer und Gewölbe des Gotteshauses ein. Teile des nördlichen Seitenschiffes und die Kapellen um den Hohen Chor sind nur als wiederaufgesetzte Grundmauern vorhanden. Seit 1998 fördert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Kloster Arnsburg in Lich dank der „Frank und Ilse Klanberg-Stiftung“, einer von ihr treuhänderisch verwalteten Stiftung.

In der hessischen Wetterau, unweit des römischen Limes, gründete Kuno I. von Hagen-Arnsburg an der Stelle der um 800 entstandenen Arnsburg, deren Herren sich einen neuen Wohnsitz in der gewaltigen Anlage der nahen Münzenburg geschaffen hatten, 1174 ein Zisterzienserkloster. Mönche aus Eberbach belebten es und errichteten zwischen 1197 und 1246 die staufische Kirche, vermutlich in zwei Abschnitten. Die älteren, bis in das Langhaus hineinreichenden Teile im Osten waren um 1220 vollendet. In einer zweiten Bauphase kamen das westliche Langhaus und das Paradies, das heute als evangelische Kapelle genutzt wird, hinzu. Die kreuzförmige, dreischiffige Basilika hat ein stark gestrecktes Langhaus, der gerade geschlossene Chor und die Querarme sind etwas länger als breit. Der ursprüngliche Chorumgang ist zerstört. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden Kreuzgang, Kapitelsaal, Dormitorium und Laienrefektorium bereits im gotischen Stil. 1394 ergänzte die Allerheiligenkapelle das Ensemble. Alle Bauteile sind der typischen Strenge der Zisterzienserbaukunst verpflichtet.

Die monumentale Klosteranlage erlitt im Laufe des 30jährigen Krieges von den schwedischen Truppen schwere Verwüstungen. Danach baute man das mittelalterliche Kloster im Stil des Barocks wieder auf. 1727 entstand der Prälatenbau, 1745 das Abteigebäude, zwei Jahre später der Küchenbau und von 1774 bis 1777 der Pfortenbau. Nach der Aufhebung des Klosters nach 600jährigem Bestehen 1803 fiel es an das Haus Solms-Laubach, das einen Teil der barocken Konventsbauten fortan als Schloss nutzte. Kirche, Kreuzgang und andere unbewohnte Gebäude dienten nach 1812 als Steinbruch und waren so dem Verfall preisgegeben. 1818 stürzten die Dächer und Gewölbe der Kirche ein, die heute als Ruine dasteht. Über den Arkaden des Mittelschiffes weitet sich nun der Himmel und leuchten nachts die Sterne. Einige der Klosterbauten sind nur noch an den wieder errichteten Grundmauern erkennbar. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kloster Arnsburg wissenschaftlich erforscht und systematisch gesichert. Kapitelsaal, Sakristei, Dormitorium und Mönchssaal sind wiederhergestellt. Im ehemaligen Kreuzgarten legte der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge einen Friedhof für die Kriegstoten Oberhessens an.

Die notwendige kontinuierliche Baupflege der Ruine war eine Zeitlang in Vergessenheit geraten. So konnte etwa der Baumbewuchs auf den Mauerkronen die Bausubstanz in den vergangenen Jahren derart stark schädigen, dass sich Gesteinsbrocken aus dem Mauerwerk lösten und herabfielen und somit die Verkehrssicherheit der Klosterruine nicht mehr gegeben war. In gleicher Weise gefährdet und gefährlich war die südliche Wand des Kirchenschiffs wie auch die Gurtbögen zum Hauptschiff hin. Auch die Außenseite des südlichen Seitenschiffes musste vom Bewuchs und von schadhaftem Fugenmaterial befreit und komplett neu verfugt werden. Danach folgte die teilweise neue Aufmauerung und Verfugung der Gurtbögen des Seitenschiffes und der Fensterbögen. Auch am Mittelschiff und am nördlichen Seiten- und Querschiff wurde gearbeitet. Schließlich konnte trotz teilweise heftiger Bürgerproteste die Mauerkrone des nördlichen Seitenschiffs vom Baumbewuchs befreit werden. Damit ist die Gefahr zunächst gebannt. Kloster Arnsburg lohnt wieder einen Besuch, man muss dafür kein Ruinenromantiker sein.