Langfassung: Die Hohe Domkirche Köln erhält eine Erbschaft in Höhe von 363.890 Euro aus England, die das Kölner Metropolitankapitel mit großer Dankbarkeit am Donnerstag, den 13. Dezember 2012 um 11.00 Uhr in der Kölner Dombauhütte gegenüber dem Museum Ludwig entgegennimmt. Neben Dompropst Dr. Norbert Feldhoff sind auch Dombaumeister Michael Hauck und Annette Thewes von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Erbschaft vermittelt, zugegen.
Berta Woodward, geborene Rakowitz, war am 24. März 2011 im Alter von 80 Jahren in Oxford verstorben. Testamentarisch hatte sie ihre Schwester und eine Bekannte als Erben eingesetzt, doch für den Fall, dass diese vor ihr heimgehen, sollte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in den Genuss der Erbschaft kommen, die Gelder aber nach Möglichkeit zur Beseitigung von Kriegsschäden am Kölner Dom verwenden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Kölner Dom zwischen dem 31. Mai 1942, dem Tag des sogenannten 1.000-Bomber-Angriffs, und dem 2. März 1945 von 14 schweren Sprengbomben und ungezählten Brandbomben getroffen. Weitere schwere Schäden erlitt er durch auffliegendes Material bei Bombentreffern in der näheren Umgebung. Am 15. und 16. März 1945 beschoss ihn schließlich auch die deutsche Artillerie von der rechtsrheinischen Seite, weil die Alliierten die linksrheinischen Stadtgebiete eingenommen hatten.
Neun von 17 Gewölbefeldern des Lang- und Querhausmittelschiffes waren zu Kriegsende vollständig eingestürzt, die acht übrigen meist schwer beschädigt. Lediglich die fünf Chorgewölbe aus dem Mittelalter hatten den Krieg wie durch ein Wunder nahezu unversehrt überstanden. Für den Bestand des Domes besonders gefährlich waren die Bombentreffer am nordwestlichen Pfeiler des Nordturmes und an einem Strebepfeiler im Chorbereich. Der Nordturmpfeiler wurde noch während des Krieges durch die sogenannte Ziegelplombe gesichert.
Während die großen Bauschäden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder hergestellt wurden und der Dominnenraum 1956 in seiner Gänze der Öffentlichkeit zurückgegeben werden konnte, finden sich auch heute noch unzählige kleinere Kriegsschäden an der Kathedralkirche. Besonders auffällig und störend sind diese im Bereich der Domportale. Insbesondere die drei Portale der Nordquerhausfassade waren durch ihre Nähe zum Bahnhof, einem vorrangigen Ziel alliierter Fliegerangriffe, besonders stark betroffen. Trotz der Restaurierungsmaßnahmen an der Nordquerhausfassade in den 1960er und 1970er Jahren weisen die Portaltrichter und Portalfiguren weiterhin starke Kriegszerstörungen auf. In den Bogenlaibungen und Relieffeldern der Tympana sind immer noch Einschusslöcher und kraterförmige Aussprengungen zu sehen. Zahlreiche Figuren sind verstümmelt oder zerstört.
Im Rahmen der bereits geplanten Reinigung und Restaurierung der Portale sollen auch die kriegszerstörten Bereiche wiederhergestellt werden. Die unerwartete Erbschaft bildet dabei die Grundlage der Finanzierung. Die restauratorischen Vorarbeiten und die Konzeptentwicklung für die Wiederherstellung der Nordquerhausportale beginnen im Frühjahr. Ab Mai 2013 soll dann mit der Durchführung der Restaurierungsarbeiten am Michaelportal begonnen werden. Die Dauer der Maßnahme beläuft sich auf etwa zwei Jahre.