28.11.2022 – Presse , Nordrhein-Westfalen , Rheinland-Pfalz

Bürgermeister von Rech ignoriert Rettungsmöglichkeit für die Nepomuk-Brücke und unterlässt seit Monaten erforderliche Sicherungsmaßnahmen

Dringende übergreifende Maßnahmen zum Hochwasserschutz im Ahrtal sind laut DSD weiterhin nicht erkennbar

Die Veröffentlichung des „Bürgerbriefs Drei vom 28.11.2022“ des Ortsbürgermeisters von Rech, Benjamin Vrijdaghs, hat bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) zu Entsetzen geführt. In seinem Bürgerbrief hat der Ortsbürgermeister unrichtige Behauptungen aufgestellt. „Dies sei umso bedauerlicher“, so DSD-Vorstand Dr. Steffen Skudelny, „als unkorrekte Äußerungen die Bevölkerung, die durch die Flut großes Leid erfahren haben, weiter unnötig verunsichern.“

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatte vor kurzem mit einem Gutachten belegt, dass sich die historischen Brücken im Ahrtal, insbesondere auch die Nepomuk Brücke in Rech, erhalten lassen. Vrijdagh, der Mitte November schon einmal die Entgegennahme des Gutachtens kurzfristig absagte, bat dann aber vor wenigen Tagen die DSD und den von ihr beauftragen Gutachter, Dipl.-Ing. Gregor Stolarski, um einen Informationstermin im Gemeinderat. Nun hat sich der Ortsbürgermeister wohl wieder umstimmen lassen und veröffentlicht in seinem dritten Gemeindebrief unrichtige Behauptungen zum DSD-Gutachten, dessen Vorstellung im Gemeinderat er kurz darauf absagte. Vrijdagh hat gleichzeitig angekündigt, dass die Gemeinde den genehmigten Abriss der Nepomuk-Brücke, des Wahrzeichens des Ortes Rech, nun vollziehen wird.

Für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist das eine äußerst fatale und unseriöse Entwicklung. Gegen gewichtige Argumente eines Gegengutachtens, das man nicht zur Kenntnis nehmen möchte, weil die Ergebnisse möglicherweise nicht gefallen, sollen par ordre de Mufti Tatsachen geschaffen werden.

Bereits vor mehr als einem Jahr haben Taucher in Dümpelfeld und Rech die historischen Ahrbrücken untersucht und ihre Ergebnisse liegen auch den zuständigen Stellen vor. Seitdem ist bekannt, dass die Fundamente der Brücken umgehend notgesichert werden müssen – was ohne Weiteres und zu überaus vertretbaren Kosten machbar ist. Trotz dieses Wissens und trotz konkreter finanzieller Hilfsangebote der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde jedoch nichts weiter zur Sicherung unternommen.

Mit dem neuen Bürgerbrief nun so zu tun, als sei eine neue Gefahrenlage erkannt worden, die zudem das Gutachten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz „unbrauchbar“ mache, sei „eine Verdrehung der längst bekannten Tatsachen“, so DSD-Vorstand Dr. Steffen Skudelny. Unverständnis äußert auch der LGA-Sachverständige und Leiter Historische Bauwerke, Dipl.-Ing. Gregor Stolarski, der für das DSD-Gutachten verantwortlich zeichnet. Denn im Gutachten wurden die Taucherberichte ebenso berücksichtigt wie der dringende Sicherungsbedarf unzweideutig festgestellt.

Warum die obere Landesbehörde nicht tätig geworden ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Im schlimmsten Fall wurden die Arbeiten im Hin und Her des Taktierens um den Abbruch der Brücken bislang nicht umgesetzt. Dabei gehört die Gefahrenabwehr an den Brückenfundamenten zur „obersten Pflicht der Gemeinden,“ bemerkt Brückenfachmann Stolarski. Die zuständigen Stellen hätten – auch unbeschadet der laufenden Anträge zum Abbruch – die Löcher in der Sohle der Brücken längst schließen müssen. Diese Vernachlässigung ist ein außerordentlicher Verantwortungsmangel.

Das von der DSD beauftrage Gutachten verweist hingegen auf die Erhaltungsfähigkeit der Brücke unter Voraussetzung begleitender Maßnahmen des Hochwasserschutzes im gesamten Ahrtal. Denn der Abriss der jahrhundertealten Brücke in Rech sei nicht der Baustein, der sicherstelle, dass künftig keine verheerenden Flutkatastrophen mehr zu befürchten seien. Sehr wohl aber lasse sich im Kontext eines Gesamtkonzepts Hochwasserschutz Ahrtal das regionale Wahrzeichen Nepomuk-Brücke dauerhaft retten. Doch gerade um ein solches Gesamtkonzept kümmere sich zur großen Sorge der DSD derzeit anscheinend niemand. Jedenfalls sei der Abbruch der Ahrtalbrücken nicht die Lösung. Dafür bedürfe es entschlossenen Handelns in den Bereichen Ufer, Auen, Rückhaltetechniken usw., wie sie im Gutachten von Stolarski aufgeführt seien.

Skudelny teilte nach Bekanntwerden des Bürgerbriefs dem Ortsbürgermeister umgehend mit, dass die Rückschlüsse, die in dem Bürgerbrief Drei zu lesen sind, zu widerlegen seien. Der DSD-Vorstand schlussfolgert: „Eine gute Entscheidung für die Region, für den Ort und für die Brücke kann nur stattfinden, wenn alle Erkenntnisse transparent auf dem Tisch liegen und eine zielgerichtete Diskussion erfolgt“.