07.07.2020 – Hessen

Dachsanierung beim Steinschen Hof in Hünfelden-Kirberg

Schriften für die Abschaffung der Leibeigenschaft

Einen Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) über 117.500 Euro erhält Denkmaleigentümer Wolf Raimann dank zahlreicher Spenden sowie der Mittel der Lotterie GlücksSpirale in diesen Tagen. Die Mittel stehen für die Arbeiten am Dach des Steinschen Hofes in Hünfelden-Kirberg zur Verfügung. Auf diese Weise leistet die DSD ihren Beitrag zur Planungssicherheit für die Bauherren, ihre Architekten und hochqualifizierten Handwerksbetriebe, um diese wichtigen Arbeitsplätze erhalten zu helfen. Der spätgotische Adelssitz gehört zu den über 220 Projekten, die die private DSD dank Spenden, den Erträgen ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.

In dem zu Hünfelden gehörenden Ortsteil Kirberg liegt der Steinsche Hof inmitten eines großen Gartenumfeldes. Zu ihm gehören ein Barock-, ein Englischer, ein Asiatischer Garten und ein Waldpark.

Die Anlage wurde 1481 als Adelssitz und Amtshaus der Familie von Reifenberg erbaut. Im 16. Jahrhundert fiel der Besitz an die Freiherrn von und zum Stein, die ihn bis 1895 jeweils als Witwensitz außerhalb ihres Stammhauses in Nassau nutzten. Das Gebäude wurde mehrfach umgestaltet. Dabei verlor es zwei seiner ursprünglich sechs Erker. 1746 ließ Henriette Caroline von und zum Stein, die Mutter des Reformpolitikers und preußischen Staatsministers Karl, das Hauptgebäude umbauen und im Untergeschoss ein Zwischengeschoss einziehen. Karl selbst nutzte Kirberg als Landsitz, von dem aus er seinen Besitz verwaltete und wo er einen großen Teil seiner Schriften zur Abschaffung der Leibeigenschaft in Deutschland verfasste. Dadurch wurde das Anwesen über die nationalen Grenzen hinaus bekannt.

Das freistehende, 1481 erbaute, zweistöckige Fachwerkgebäude erhebt sich über einem zweischiffigen, tonnengewölbten und von Arkaden auf Rundpfeilern gestützten Keller. Auf einem hohen Natursteinsockel stehen in Schmuckfachwerk mit halben Mannfiguren, enger Ständerstellung, Andreaskreuzen und halbkreisförmig gebogenen und geschosshohen Fußstreben zwei Wohngeschosse. Das erste Obergeschoss kragt aus und zeigt vier doppelstöckige, von Spitzhelmen bekrönte Fachwerk-Erker an den Gebäudecken.

Darüber erhebt sich ein hohes dreistöckiges mit Gauben besetztes Schopfwalmdach, dessen Giebelfronten in reichem Schmuckfachwerk ausgestaltet sind. Innen ist das Erdgeschoss in zwei Ebenen teilbar. Darüber befindet sich das eigentliche Wohngeschoss. Das Gebäude wird quer erschlossen über eine Halle und die im 18. Jahrhundert eingefügte repräsentative Treppenanlage. Im Innern haben sich auch zahlreiche Details aus der Erbauungszeit und dem späteren barocken Umbau erhalten.