16.05.2023 – Baden-Württemberg

„Darf Baugeschichte rekonstruiert werden?“

Das Ortskuratorium Villingen-Schwenningen der DSD lädt in das Franziskanermuseum ein

Das Ortskuratorium Villingen-Schwenningen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) lädt ein am Donnerstag, den 15. Juni 2023 um 18.00 Uhr in das Foyer des Franziskanermuseums, Rietgasse 2 in 78050 Villingen-Schwenningen zu dem Vortrag „Darf Baugeschichte rekonstruiert werden?“. Der Architekturhistoriker Professor Dr. Ingo Sommer legt zur Beantwortung der Frage die Motive für Abrisse und Bauwerksrekonstruktionen offen und hinterfragt, wo hierbei der Denkmalschutz und die moderne Architektur bleiben. Der Eintritt ist frei. Um Spenden für die Arbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wird herzlich gebeten.

Sommer beobachtet ein zunehmendes Interesse der Öffentlichkeit an Baukultur und Architekturgeschichte. Der Einsatz für den Erhalt bzw. gegen die Beseitigung schützenswerter Baukunst, insbesondere für die Rettung historischer Gebäude trifft auf die Haltung, ungeliebte Großprojekte der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts harsch zu kritisieren oder gar gleich zu beseitigen. Dann wiederum wird nicht mehr vorhandene Repräsentativarchitektur wie die Schlösser in Berlin, Potsdam oder Braunschweig nachgebaut oder längst untergegangene Stadtviertel wie die Frankfurter Altstadt rekonstruiert. Soll auf diese Weise eine ungeliebte Nachkriegsarchitekturgeschichte widerrufen werden? Heftige Auseinandersetzungen spalten hier Fachwelt, Architektenschaft und Denkmalschützer. Originalsubstanz steht gegen Rekonstruktion, die als Kopie, Replik, Retrodesign oder Attrappe gilt. Ob Baudenkmale bleiben oder verschwinden, ob die Substanz erhalten wurde, Reparaturen möglich waren oder zeitgemäße Neubauten entstehen konnten, hat nicht nur mit Kunst, Ästhetik oder Zeitgeist zu tun – sondern durchaus mit Politik und Macht.