14.10.2010 – Presse

Das gesplittete Umgebindehaus

Die Alte Kirchschule in Weißenberg – Ein Förderprojekt
 der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Die Alte Kirchschule aus dem 17. Jahrhundert in der Kirchstraße von Weißenberg ist bauhistorisch kein alltägliches Objekt. Das jetzige Gebäude ist ein Doppelhaus mit zwei separaten Eingängen. Nur der Ostteil des Schulgebäudes hat sich - mit Umgebinde, Blockstube und Fachwerk - im Originalzustand von 1676 erhalten. Die linke Hälfte des einstigen Umgebindehauses wurde 1834 aufgrund baulicher Mängel auf der Wetterseite massiv ausgemauert. Bei dieser „Versteinerung“ des Westflügels erhielt das Gebäude das damals hochmoderne Krüppelwalmdach. Die im Putz des gemauerten Schornsteins erhaltene Jahreszahl 1834 im zeitgenössischen Schriftbild konnten weitere Bauuntersuchungen anhand von Baurechnungen bestätigen. Die Raumhöhen in den einzelnen Zimmern liegen zwischen 2,50 und 2,80 Meter und waren für die Nutzung als Schule auch ökonomisch optimal. Zwei weitere bauliche Besonderheiten des Hauses sind die begehbare „Schwarzküche" und der Oberlaubengang.

König Ottokar I. von Böhmen gründete 1228 die Stadt Weißenberg an der Via Regia unter dem Namen „oppidi Wizenburg", da dort eine weiße Bastion den Ort beherrschte. 400 Jahre später kaufte sich das Städtchen für 8.500 Taler von seinen adligen Herren frei. Kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert verband eine neue Eisenbahnlinie Weißenberg mit Löbau, die Wilhelm II. 1896 beim Kaisermanöver nutzte, um nach Radibor zu fahren. Heute ist die Stadt hauptsächlich durch das Pfefferküchlerei-Museum bekannt. Noch zwei weitere Häuser aus dem 17. Jahrhundert sind in Weißenberg erhalten geblieben. Das älteste bekannte Umgebindehaus im Landkreis Bautzen in Geschossbauweise, das 1651 errichtete Handwerkerhaus am Mühlberg 10, und die alte Kirchschule in der Kirchgasse.

Das für Unterrichtszwecke genutzte Gebäude, das seinerzeit Baukosten in Höhe von 124 Talern und 20 Groschen verursachte, stammt aus dem Jahre 1676. Die weiteren Bauuntersuchungen bestätigten die Übereinstimmung von Baurechnungen und einer im Putz des gemauerten Schornsteins erhaltenen Jahreszahl, die im zeitgenössischen Schriftbild 1834 aufweist. In diesem Jahr wurde die linke Haushälfte, in der das Kantorat untergebracht war, neu gebaut, Fachwerk und Stube wurden „versteinert“, das Dach zu einem Krüppelwalmdach mit Ziegeln umgebildet. Kosten hierfür: 1.753 Taler. Auffallend sind bei dem Haus die Raumhöhen der einzelnen Zimmer zwischen 2,50 und 2,80 Meter, die optimal für die Schulnutzung waren. 2001 begannen Bauforschungen am Gebäude, die zur Erstellung einer Dokumentation führten. Vor zwei Jahren endlich konnten die Renovierungs- und Sicherungsarbeiten an Fachwerk und Dach durch den Verein „Alte Pfefferküchlerei“ beginnen. Unterstützt werden die Weißenberger dabei durch die Stiftung Umgebindehaus, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.

Zur Attraktivität des Ortes trägt nachhaltig die „Alte Pfefferküchlerei" bei, die weithin das einzige museal genutzte Haus eines Pfefferkuchenbäckers ist. Das Denkmal vermittelt dem Besucher einen Einblick in die Lebens-, Arbeits- und Wohnverhältnisse der Familie Bräuer-Opitz, die die Pfefferküchlerei von 1684 bis 1937 betrieben hat. In den Bäckerinnungsakten der Stadt Weißenberg ist das Küchlerhandwerk erstmalig 1683 urkundlich belegt. Das heute denkmalgeschützte Gebäude wurde 1643, nach der Zerstörung Weißenbergs im Dreißigjährigen Krieg, erbaut. Im 18. Jahrhundert wurde es bei einem Stadtbrand beschädigt und erhielt nach Ergänzung der Bausubstanz das heutige Aussehen. Im Hausinneren blieb die offene Knüppelesse mit dem darunter befindlichen Backofen, Löschkessel, Herd und die Stubeneinteilung erhalten. Nach fast 300-jähriger ununterbrochener Nutzung als Pfefferküchlerei, ging das gesamte Anwesen mit allem Inventar 1937 durch ein Legat in den Besitz der Stadt Weißenberg über.

Schließlich prägt auch das malerische Rathaus mit seinem markanten Turm das Stadtbild nachhaltig. Immer noch ist es Sitz von Stadtverwaltung, Einwohnermeldeamt und Standesamt und konnte bereits 1994 restauriert werden. Rathaus, Pfefferküchlerei-Museum und Alte Kirchschule bleiben Weißenberg als Kleinode auch in Zukunft erhalten. Gerade die weniger bekannten Schätze zu bewahren, hat sich die DSD zur Aufgabe gemacht.

Bonn, den 14. Oktober 2010