30.09.2020 – Thüringen

Sankt Philippus in Kleinwerther

Kanzel auf gebückter Gestalt des Moses in Sankt Philippus in Kleinwerther © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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Sankt Philippus in Kleinwerther © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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Ein Beispiel für die jährlich 450 Förderprojekte im neuen Monumente-Magazin

In der jetzt erscheinenden Ausgabe des Magazins Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) werden exemplarisch 5 Objekte für die jährlich 450 Restaurierungsmaßnahmen vorgestellt. Sankt Philippus in Kleinwerther ist darunter. Ein Auszug aus dem Artikel von Winfried Dolderer.

„‘Eine spannende kleine Kirche‘, sagt Sixtus Hermanns, ‚mit einem unglaublichen Interieur und einem besonderen Gipsputz.‘ Der 60jährige Diplomingenieur aus Bleicherode am Harz macht keinen Hehl daraus, dass er das Gotteshaus im äußersten Norden Thüringens, dessen Restaurierung er seit einigen Jahren betreut, ins Herz geschlossen hat. Zum ‚Unglaublichen‘ zählen die Sandsteinplastiken im Stil der Spätrenaissance, das Grabmal des kursächsischen Rates Philipp von Werthern und seiner Gattin aus dem Jahr 1580, die Kanzel mit einer gebückten Mosesfigur als Sockel, der Altaraufsatz. Innenraum und Ausstattung sind dank der kontinuierlichen Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und ihrer treuhänderischen Ernst Allmenröder-Stiftung mittlerweile wieder in frischem Glanz zu sehen. Derzeit wird in Etappen das Äußere saniert und neu verputzt.

Es war der damalige Ortsherr Philipp von Werthern, der die Kirche 1572 errichten und nach seinem Namenspatron benennen ließ. Sie umfasst einen rechteckigen Saal, einen polygonalen Chor mit Spitzbogen und einen wuchtigen dreigeschossigen Turm, der die gesamte Breite des Baus einnimmt. Er ist bei der Sanierung des Außenmauerwerks zuerst an der Reihe. Die beiden Obergeschosse leuchten bereits in hellem Weiß. Das Erdgeschoss soll im nächsten Jahr den neuen Putz erhalten. ...

Im Chor der Philippuskirche liegen noch die ursprünglichen, kontrastreich marmorierten Bodenplatten aus Gips. Hermanns hat erfolgreich dagegen gekämpft, dass sie der Erneuerung zum Opfer fielen. Eine Grabplatte, unter der ein 1677 verstorbener Säugling aus der Familie Werthern liegt, ist aus demselben Material gefertigt. Gipsmörtel kann härter sein als Sandstein.

Dass die Kirche 1697 mit dem seinerzeit üblichen Gipsmaterial strahlend weiß verputzt worden war, ist aus erhaltenen Überresten bekannt. Dank jahrelangen Experimenten der Materialforschungs- und Prüfanstalt in Weimar weiß man auch, wie der Putz entstand. ... Das historische Verfahren, das bis in die Zeit der Ottonen zurückreicht, erfordert einen spezifischen Brennprozess. Das Wissen darum war zwischenzeitlich verloren gegangen.“