29.07.2010 – Presse

Dem weiteren Verfall Einheit gebieten

Der Friedhof in Potsdam-Bornstedt – Ein Förderprojekt der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Zu den versteckten historischen Schmuckstücken Potsdams zählt der Born­stedter Friedhof. Viele Grabdenkmale auf dem idyllisch angelegten Friedhof sind jedoch in äußerst gefährdetem Zustand. Efeubewuchs, gesprengter Sandstein, verrostete Eiseneinfassungen und Gitter, korrodierte Zinkgusselemente und Vandalismusschäden müssen rasch beseitigt werden, um den weiteren Verfall zu verhindern. Das Friedhofsamt baut bei der Rettung der Grabstätten auf die Hilfe von Spendern und Stiftern, um den Campo Santo Schritt für Schritt wieder instand zu setzen. Seit 1999 unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dieses Bemühen der Friedhofsverwaltung um die einmalige Anlage. Maßnahmen an einer Reihe von Grabstätten konnten mittlerweile nicht zuletzt dank der treuhänderisch von der DSD verwalteten „Stiftung für den Bornstedter Friedhof zu Potsdam“ erfolgen. Dabei sehen die Stifter Evelin und Professor Dr. Dr. Ewald H. Strauß den Erhalt historischer Grabstätten auch als Teil einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Tod, der in unserer Gesellschaft zunehmend verdrängt werde.

„Was in Sanssouci stirbt - wird in Bornstedt begraben“, stellte bereits Theodor Fontane fest. Dabei bezog er sich auf den Stadtteil Potsdams, der südlich von der Pappelallee und dem Schlosspark Sanssouci, westlich von der Amundsenstraße und nördlich wie östlich von der Nedlitzer Straße begrenzt wird. Aufgrund der hohen kunst- und kulturgeschichtlichen Bedeutung des Friedhofs und der dort bestatteten, an der Entstehung der Potsdamer Kulturlandschaft maßgeblich beteiligten Persönlichkeiten wird die Begräbnisstätte auch heute noch häufig besucht. Denn auf dem Bornstedter Friedhof fanden neben zahlreichen Generälen, Offizieren, Kammerherren und Kammerdienern, Geheimen Räten, Hofärzten und verschiedenen Hofbaumeistern auch zahlreiche Künstler aus den vergangenen drei Jahrhunderten ihre letzte Ruhestätte.

Der Kirchhof entstand 1733 und 1734 an der Bornstedter Dorfkirche, die Friedrich Wilhelm IV. 1855/56 nach Plänen Friedrich August Stülers seiner oberitalienischen Laune entsprechend im Rundbogenstil mit freistehendem Campanile und Säulengang in ihrer heutigen Gestalt errichten ließ. Der Friedhof wurde im 19. Jahrhundert mehrfach, zuletzt noch 1904/05, erweitert. Die vielen künstlerisch sehr wertvollen spätbarocken und klassizistischen Grabmale in unmittelbarer Nähe zu Schloss Sanssouci sind mehr als ein Abbild der Ortsgeschichte. An den schlicht gehaltenen, preußische Bescheidenheit zum Ausdruck bringenden Grabsteinen und Grabstätten lässt sich ablesen, welche Persönlichkeiten im 18. und 19. Jahrhundert das Geschehen in Stadt und Land mitprägten, etwa Ferdinand von Arnim, Johann Heinrich Häberlin, Reinhold Persius der Jüngere und Heinrich Wilhelm Wagenführer, einer der „Langen Kerls“ des Soldatenkönigs. Ein Spaziergang durch Grabreihen wird zu einem Blättern in preußischer Geschichte. Die Ruhestätte war beim Militär der Garnisonsstadt ebenso beliebt wie bei den Bürgern, Beamten, Wissenschaftlern und Künstlern Potsdams allgemein. Der Bornstedter Friedhof vereinte sie alle.

Eine eigene ummauerte Grabstätte entstand 1844 für die Familie Sello. Die Hofgärtnerdynastie garantierte über Generationen hinweg den Gärtner-Nachwuchs der Residenzstadt. Von ihnen ist vermutlich Hermann Sello der bekannteste. Friedrich jedoch fand Zeit und Gelegenheit, in Südamerika Pflanzen zu sammeln. Auf dem ihren Namen tragenden Teil des Bornstedter Friedhofs ruht der aus Bonn stammende Peter Joseph Lenné, ein enger Freund der Familie. Auch der Hofarchitekt Friedrich Ludwig Persius, der mit einer Sello-Tochter verheiratet war, fand hier seine letzte Ruhe. Wie andernorts auf dem Gelände warten auch hier viele Grabsteine auf die dringende Restaurierung.

Die Friedhofsverwaltung bietet Patenschaftsgräber an, überlässt die Stätten auf dreißig Jahre demjenigen, der sie zügig renoviert. Otto Meermann (1863–1957), der für seine Fertigkeiten im Gemüse- und Obstanbau bekannte Hofgartendirektor, hat diesen Weg schon im letzten Jahrhundert beschritten. Weil ihm der florale Schmuck eines neobarocken Gitters mit zarten vollblättrigen Rosenblüten, Pinienzapfen und Akanthusblättern ausnehmend gut gefiel, wählte er diese Stätte für seine ewige Ruhe. Ein schmiedeeisernes Abbild seiner Berufung im Leben.