05.12.2016 – Nordrhein-Westfalen

Der Antwerpener Schnitzaltar in der St. Viktorkirche in Schwerte wird restauriert

Ein seltenes Schmuckstück

Kurzfassung: Am 8. Dezember 2016 um 15.00 Uhr überbringt Karin Lehmann, Ortskuratorin Bochum/Dortmund der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), bei einem Pressetermin vor Ort gemeinsam mit Karin Saatröwe von WestLotto einen symbolischen Fördervertrag über 20.000 Euro für die Restaurierung des Mittelschreins des Antwerpener Schnitzaltars in der St. Viktorkirche in Schwerte an Kirchenmeister Ulrich Halbach. Die Schwerter Kirche mit ihrem bedeutenden Schnitzaltar von 1523, einem der größten und besterhaltenen Flügelaltäre Westfalens, gehört zu den über 380 Projekte, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von WestLotto, allein in NRW fördern konnte.

Antwerpener Schnitzaltar in der St. Viktorkirche in Schwerte © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gehrmann

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Langfassung: Für die Restaurierung des Mittelschreins des Antwerpener Schnitzaltars in der St. Viktorkirche in Schwerte im Landkreis Unna stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 20.000 Euro zur Verfügung. Karin Lehmann, Ortskuratorin Bochum/Dortmund der DSD, überbringt gemeinsam mit Karin Saatröwe von WestLotto am Donnerstag, den 8. Dezember 2016 um 15.00 Uhr bei einem Pressetermin vor Ort den dazugehörigen symbolischen Fördervertrag an Kirchenmeister Ulrich Halbach.

Die heute evangelische St. Viktorkirche in Schwerte steht am Marktplatz im historischen Ortskern. 1032 baute man wohl eine Saalkirche, die im späten 11. oder frühen 12. Jahrhundert durch ein Querhaus erweitert wurde, von dem noch Pfeiler und Außenwände erhalten sind. Im 13. Jahrhundert entstand durch Hinzufügung der Seitenschiffe eine Basilika. Als Schwerte im späten 15. Jahrhundert durch die Hanse zu Wohlstand gekommen war, baute man weiter an der Kirche. Der Chor wurde von 1508 bis 1523 in spätgotischen Formen neu gebaut und die Sakristei verändert. Heute präsentiert sich das Gotteshaus als vierjochige gotische Hallenkirche mit ins Schiff eingezogenem schiefen Westturm und einschiffigem, zweijochigem Chor. Mit ihrem hohen, gebogenen Spitzhelm prägt St. Viktor die Stadtansicht.

Im Inneren sind die Wandmalereien in der südlichen Wandapsis mit einer Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1310/1320 bemerkenswert. In den Langhausgewölben musizieren Engel aus dem 15. Jahrhundert oder sie tragen Wappen. Die Madonna im Strahlenkranz und der heilige Stephanus in der Chorbogenlaibung stammen aus der Zeit um 1520.

Hinter dem Altar befindet sich ein nicht zu übersehendes Maßwerkfenster mit spätgotischer Glasmalerei aus dem frühen 16. Jahrhundert, das zu den ältesten in Westfalen zählt. 1843 stellte man es aus Resten der zum Teil zerstörten Chorfenster als sogenanntes Depotfenster neu zusammen. Das Fenster zeigt 23 Scheiben eines Wurzel-Jesse-Fensters, dazu den heiligen Liborius, den heiligen Georg und den Kirchenpatron Viktor von Marseille.

Eine besondere Bedeutung kommt dem Antwerpener Schnitzaltar aus dem Jahr 1523 zu, der einer der größten und besterhaltenen Flügelaltäre Westfalens ist und seine originale Farbfassung und Vergoldung weitgehend bewahrt hat. 15 geschnitzte Bildfelder zeigen Szenen aus der Kindheit und Passion Christi, daneben die sogenannte Gregormesse sowie eine Mater dolorosa. Auf den doppelten Flügelpaaren sind zweiundsiebzig Szenen aus der Werkstatt des Adrian van Overbeck auch mit der Legende des heiligen Viktor dargestellt.

Der Altar weist starke Verschmutzung auf, die Fassung ist locker, Ausbrüche und Risse sind zu bearbeiten, ebenso wie die in Teilen gefährdete Malschicht. Dazu wurde von einer Restauratorin des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege ein umfassendes Schadensgutachten erstellt. In einem ersten Schritt stehen die Reinigung, Konservierung bzw. Restaurierung, die Retusche und die Bearbeitung von stumpfen Oberflächen an, zudem Ergänzungen am Holzbildträger und die Prüfung der Statik des Altars. Die St. Viktorkir­che mit ihrem bedeutenden Schnitzaltar ist eines der über 400 Projekte, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von WestLotto, allein in NRW fördern konnte.