1957 errichtete Willy Kreuer (1910-1984) im Rahmen der internationalen Bauausstellung "interbau" im südlichen Hansa-Viertel die Pfarrkirche St. Ansgar. Neben der Kirche gehört zum Komplex auch ein zweigeschossiges Pfarrhaus, ein Gemeindesaal und die Sakristei. Zur Straße hin ist der Komplex durch eine freistehende Mauer begrenzt. Seitlich steht ein freistehender Campanile aus drei Betonstützen, die im oberen Bereich vierfach waagerecht verbunden sind. Eine der Stützen endet in einem Kreuz. Der Stahlbetonskelettbau ist auf dem Grundriss einer Parabel konzipiert, die als geschlossene Backsteinwand einen Schutzschirm gegen den Lärm der nahen S-Bahntrasse im Norden bildet. Nach Süden und Osten schließt der Raum mit einem aufgefächerten Betonfachwerk, so dass der Kirchenraum auf den Hansaplatz ausgerichtet und geöffnet ist.
Fensterbänder aus gegossenem Strukturglas tauchen den Innenraum durch zahlreiche dreieckig gefasste Scheiben in der Südwand in ein helles Licht, das keine harten Schatten wirft. Die Betonstrukturen aus differenziert gestaltetem Sichtbeton mit verschiedenen Zuschlägen, Verdichtungsgraden und Schalungstechniken geben dem Bau unterschiedliche Oberflächen. Die Kassettendecke des Innenraums, die sich leicht zum Altarraum neigt, wird aus einem Tragwerkgitter von Unterzügen in Längs- und in Querrichtung gebildet. Der um vier Stufen erhöhte Altarraum wird von Fenstern indirekt beleuchtet, die sich in der Wand zwischen einer Flachdecke und der niedrigen Decke des übrigen Kirchenschiffs befinden.
Neben dem instandsetzungsbedürftigen Beton, sind die korridierten Portaltüren und Stahlfenster, die abgeplatzten Emailleapplikationen und die Schmuckbleche der Portaltüren zu restaurieren. Die Bearbeitung der Sichtbetonflächen ist fachtechnisch anspruchsvoll und soll konservatorisch behandelt werden. St. Ansgar gehört seit 2014 zu den über 160 Projekten, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Berlin fördern konnte.