14.12.2013 – Presse

Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert erneut Kloster Oberzell in Zell am Main

Barrierefreies Bauen schon im 18. Jahrhundert

KurzfassungAm 18. Dezember 2013 um 11.00 Uhr überbringt Holger Bierbaum, Ortskurator Fränkische Stadtbaumeister der DSD, im Beisein von Helmut Habammer von Lotto Bayern einen Fördervertrag über 35.000 Euro für die Dachinstandsetzung des Antonia-Werr-Saals von Kloster Oberzell in Zell vor Ort an Generaloberin Katharina Ganz. Das Kloster gehört seit 2003 zu den über 240 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.

Kloster Oberzell in Zell am Main © Marie-Luise Preiss/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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LangfassungSeit zehn Jahren unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Restaurierung von Kloster Oberzell in Zell im Landkreis Würzburg. In diesem Jahr stellt die in Bonn ansässige Denkmalstiftung 35.000 Euro für die Dachinstandsetzung des Exerzitienhauses, des sogenannten Antonia-Werr-Saals, zur Verfügung. Den entsprechenden Fördervertrag überbringt Holger Bierbaum, Ortskurator Fränkische Stadtbaumeister der DSD, im Beisein von Helmut Habammer von der Staatlichen Lotterieverwaltung in Bayern am Mittwoch, den 18. Dezember 2013 um 11.00 Uhr vor Ort an Generaloberin Katharina Ganz von den Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu.

Gegründet wurde Kloster Oberzell 1126 als Prämonstratenserkloster. Es liegt am linken Mainufer etwa sechs Kilometer von Würzburg entfernt in der Gemeinde Zell am Main. Die Klosterkirche St. Maria ist eine dreischiffige Basilika, deren Langhaus vom Gründungsbau aus dem 12. Jahrhundert erhalten ist. Die Wohngebäude des Klosters wurden zwischen 1744 und 1760 von Balthasar Neumann errichtet. Die langgestreckten Fassaden sind durch wenig hervorspringende Eckpavillons und stark betonte Mittelpavillons gegliedert und mit Rokokodekor geschmückt. Die Stuckaturen im Kloster stammen von Antonio Bossi. Nach seiner Profanierung war das Kloster bis zur Jahrhundertwende das Stammhaus der Druckmaschinenfabrik Koenig & Bauer.

Anfang des 19. Jahrhunderts erwarb der Würzburger Bankier Jakob Hirsch (1789-1876) das Anwesen. Er ließ 1813 an der nordöstlichen Ecke des Klosterareals im Stil der Revolutionsarchitektur das sogenannte Schlösschen als Sommerresidenz errichten. 1855 gründete die Würzburgerin Antonia Werr (1813-1868) im Schlösschen "eine Anstalt für Mädchen und Frauen in Not", aus der die Kongregation von den Dienerinnen der Hl. Kindheit Jesu hervorging.

Der Antonia-Werr-Saal, ehemals Klosterspital, heute Veranstaltungsraum und Exerzitienhaus, wurde 1718 mit reichhaltig gegliederten Fassaden und einem aufwendig gekuppelten schiefergedeckten Dach im östlichen Teil der Klosteranlage, dem Terrassengarten, errichtet und liegt ganz nahe zu dem rund 30 Jahre später begonnenen Balthasar-Neumann-Bau. Das zweigeschossige Barockgebäude wurde mit der Längsachse parallel zum Mainufer in den Hang gebaut und mit seiner hellen Putzfassade und dem dunklen Walmdach in die Stützmauer des Terrassengartens eingebunden. Die Gebäudeform auf klarem rechteckigem Grundriss ist sehr kompakt, der Saal im Obergeschoss über das höher gelegene Plateau barrierefrei zugänglich. Die rund fünf Meter hohen Räumlichkeiten im Erdgeschoss beherbergen heute die Wäscherei. Das Gesamte wirkt mit seiner einfachen, streng symmetrisch gegliederten Fassadenaufteilung sehr harmonisch.

„Der Antonia-Werr-Saal verbindet auf ganz innovative Weise die Anforderungen eines nüchternen Spitalbaues mit den Elementen barocker Gartenarchitektur, so dass in der landschaftlich herausragenden Lage über dem Main ein filigraner Krankenbau entstanden ist, der sich hervorragend in das Klosterensemble einfügt,“ urteilt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Kloster Oberzell, für dessen Restaurierung die DSD in den vergangenen Jahren bereits rund 400.000 Euro zur Verfügung gestellt hat, gehört zu den über 240 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.