Langfassung: Der früher hier herrschende Kasernenton ist lange verklungen. Nun will die Genossenschaft fux eG in die historische Viktoria-Kaserne mit Kultur-, Bildungs- und Gewerbenutzung neues Leben in die alten Mauern bringen. Unterstützt wird sie dabei nun auch durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD). Anlässlich der Förderung überbringt Hans Behringer, Ortskurator Hamburg der DSD, gemeinsam mit Elena Blankenburg von Lotto Hamburg am 2. August um 11.00 Uhr bei einem Ortstermin einen symbolischen Fördervertrag an Frank John vom Vorstand der fux eG. Damit stehen 30.000 Euro für die denkmalgerechte Aufarbeitung und Erhaltung von 27 historischen Fenstern zur Verfügung.
Bei der noch vorhandenen Baulichkeit der ehemaligen Viktoria-Kaserne in Altona handelt es sich um einen massiven Backsteinbau mit zwei Türmen im Stil einer Burg- oder Festungsanlage. Dieser übrig gebliebene Block 3 mit seinem Rundbogenstil und den Doppeltürmen ist ein typischer Vertreter des preußischen Kasernenstils der Wilhelminischen Epoche. Ursprünglich bestand die Kaserne aus drei Blöcken, einem Offizierskasino, einer Reit- und Exerzierhalle, Pferdestall, Garagen sowie der Wäscherei und der Arrestanstalt, alles rechteckig um einen Exerzierplatz angelegt.
Von 1878-83 wurde die Viktoria-Kaserne errichtet und bis 1919 vom "Königlich preußischen Infanterie-Regiment Graf Bose" genutzt, knapp hundert Jahre später 1977 wurde ein Großteil abgerissen. Nur der Block 3 und einige Nebengebäude sind erhalten geblieben. Der massive Bau mit den markanten Zinnentürmen sowie die ehemalige Reit- und Exerzierhalle sind eines der letzten Zeugnisse militärischer wilhelminischer Backsteinbauten in Norddeutschland.
Von 1923-1937 hatte in der Kasernenanlage das Polizeipräsidium Altona-Wandsbek hier seinen Sitz. Nach der Gestapo sowie seit 1934 der Technischen Prüf- und Lehranstalt des Reichszollamtes zog nach 1945 die Polizeischule der Polizei Hamburg und bis 1977 die Polizeiunterkunft Altona in die ehemalige Kaserne ein. Von 1945 bis 1977 war in dem heute nicht mehr existierenden Kasernenteil das "Soziallager Eggerstedtstraße" und beherbergte zeitweise 2.500 Flüchtlinge, Aussiedler und Obdachlose. Die nun geplante Mischnutzung durch die fux eG fügt sich trotz der trutzigen Erscheinung der Kaserne harmonisch in die Wohnumgebung des nördlichen Altona ein. Ziel ist, bezahlbare Gewerbe- und Atelierräume, Flächen für gemeinschaftliche Nutzungen wie Probe- und Ausstellungsräume und Produktionsstätten für kleinere Betriebe zu erschwinglichen Mieten entstehen zu lassen.
Von insgesamt 31 bauzeitlichen Standard-Kastenfenstern, die wegen unterbliebener Instandhaltung über Jahrzehnte verwittert und brüchig sind, stehen 27 zur Wiederaufarbeitung an. Eine eindeutige Zuordnung der Fenster in die Bauzeit ist durch die charakteristische, fein profilierte Rundstulpe möglich.
Die Viktoria-Kaserne ist eines von fast 40 Denkmalen, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hamburg fördern konnte.