20.08.2020 – Saarland

Die Orgel in der Michaelskirche in Saarbrücken wird weiter restauriert

Nicht sichtbar, aber intensiv erlebbar

Die weitere Orgelsanierung in der Michaelskirche in Saarbrücken – konkret der Windanlage und der Windladen der Hauptorgel – unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale mit 50.000 Euro. Das wertvolle Instrument gehört zu den 60 Objekten, die die private Denkmalschutzstiftung allein im Saarland dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale fördern konnte.

Der riesige expressionistische Bau der Michaelskirche liegt im Saarbrücker Stadtteil St. Johann am Rand eines Wohngebiets erhöht in einer parkartigen Umgebung. Den Wettbewerb zur Errichtung des Gotteshauses gewann 1912 der damals erst 26-jährige Stuttgarter Architekt Hans Herkommer, Schüler von Theodor Fischer und Paul Bonatz. Verzögert durch den Ersten Weltkrieg wurde der Grundstein 1923 gelegt, der "Saarbrücker Dom" dann aber zügig für rund 1000 Gläubige fertiggestellt und 1924 eingeweiht.

Das Innere überspannt eine gewaltige, kassettierte Tonne, den Kirchenraum erweitern seitlich Abseiten. Den ebenfalls von einer Tonne überfangenen Chor zeichnen Säulen mit Würfelkapitellen aus. Auf der westlichen Empore steht seit 1925 die Orgel der Orgelbauwerkstatt Gebrüder Späth. Die westlich in die Doppelturmfassade eingeschobene Orgel hat man passend zum Außenbau mit einem Prospekt im Zackenstil versehen. Die Pfeifen stehen wie in einem eigenen Raum, der vom Spieltisch aus über Lamellen im Prospekt geschlossen werden kann. Das macht auch gedämpftes Spiel möglich.

Noch außergewöhnlicher ist freilich das derzeit nicht spielbare Fernwerk. Fernwerke sind seltene Besonderheiten im Orgelbau, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts elektrische oder pneumatische Trakturen möglich machten. Über dem Tonnengewölbe in der Mitte der Kirche befindet sich ein Raum mit Orgelpfeifen, die vom Spieltisch aus gespielt werden können. Ihr Klang dringt durch Öffnungen im Gewölbe und überrascht den Zuhörer ähnlich, wie es sehr viel später der Surround-Sound in Kinos tat.

Vom Fernwerk erhalten sind Windladen und einzelne Pfeifen sowie ein Manual, das es ermöglichte, die Pfeifen im Fernwerkraum beim Stimmen zu spielen. Auf Grundlage dieser Reste soll das Fernwerk wieder spielbar gemacht werden. Sichtbar ist das zwar nur bei Orgelführungen, akustisch jedoch wird die Maßnahme umso intensiver zu erleben sein.