08.11.2018 – Thüringen

Die Pogromnacht 1938: Erinnern – Gedenken – Versöhnen

Eindrucksvolles Ritualtauchbad in Schmalkalden wird restauriert

Mit einer Gedenkveranstaltung am Freitag, den 9. November 2018 um 18.00 Uhr am Standort der ehemaligen Synagoge in der Judengasse erinnert die Stadt Schmalkalden an die zerstörerische Pogromnacht vor 80 Jahren. Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow und der Bischof der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Professor Dr. Martin Hein, sprechen dort Grußworte.

Im Anschluss findet ab 19.00 Uhr in der Stadtkirche eine Gesprächsrunde statt. Musikalisch eröffnet der Violinist und Konzertmeister im Tel Aviver Israel Philharmonic Orchestra, Amnon Vogel-Valk, gemeinsam mit der Musikschule Schmalkalden und dem Kantor Andreas Conrad den Gedankenaustausch. Hauptredner ist Alon Schuster, Bürgermeister der Region Scha‘ar HaNegev in Israel, der über das aktuelle Geschehen in seiner Heimat berichtet. Biblische Lieder aus dem op. 99 von Antonin Dvoråk begleiten die Veranstaltung, dabei singt die Sopranistin Marianne Schechtel, Sängerin am Meininger Theater, während Kantor Andreas Conrad an der Orgel spielt.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) und Ernst Ritter als Stifter der treuhänderischen Ernst Ritter-Stiftung in der DSD wurden eigens zu der Veranstaltung eingeladen, weil sie in diesem Jahr die Kellermikwe fördern, die 2015 im Hof eines im 17. Jahrhundert errichteten Fachwerkhauses im Zentrum der Stadt unter einem Gewölbekeller entdeckt wurde. Nach Auskunft des Landesdenkmalamtes stammt das jüdische Tauchbad zur rituellen Reinigung wahrscheinlich aus der Zeit, als die meisten Juden in Schmalkalden lebten. Nahe der Mikwe stand die in der Judengasse zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaute und 1938 zerstörte Synagoge. Die Mikwe ist folglich eines der letzten Zeugnisse des reichhaltigen jüdischen Lebens in Schmalkalden.

Juden gab es seit dem 13. Jahrhundert in der Stadt. Das jüdische Ritualbad diente der spirituellen Reinigung der Gläubigen. Eine vorherige körperliche Reinigung erfolgte in der Badestube, die wahrscheinlich der Mikwe gegenüber auf der anderen Straßenseite lag. Das frühneuzeitliche Tauchbad ist außergewöhnlich gut erhalten, auch die qualitätsvolle Verarbeitung der verwendeten Sandsteine sowie einzelner Spolien sind beeindruckend. Das Tauchbecken war über eine Einstiegshilfe in Form zweier Stufen zu betreten und am Boden mit Steinplatten ausgelegt. Die Anlage besteht aus verschiedenen architektonischen Elementen, von denen sich drei Becken in enger räumlicher Nachbarschaft befinden. Ein viertes ist über eine hölzerne Wasserleitung samt steingefasstem Überlauf mit dem Ensemble verbunden.