04.10.2010 – Presse

Die strategische Sauschwänzlebahn mit ihrem Kreiskehrtunnel

Die Wuttachtalbahn in Blumberg – Ein Förderprojekt der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Infolge des Deutsch-Französischen Krieges plante das Militär 1882 die strategische Wutachtalbahn zwischen Blumberg-Zollhaus und Weizen mit einer Länge von 26 Kilometern. Gebaut wurde die Strecke zwischen 1887 und 1890 von den großherzoglichen Staatsbahnen, um die Bundesfestung Ulm unter Umgehung des Schweizer Kantons Schaffhausen mit der bis dahin noch nie eroberten französischen Festung Belfort südlich des deutsch besetzten Elsaß zu verbinden. In dem geologisch und topographisch schwierigen Gelände waren zur Überwindung der Höhendifferenz von 230 Metern zahlreiche Ingenieurbauten zu erstellen. Neben den Puddelstahlkonstruktionen auf eisernen Gerüstpfeilern entstanden fünf große Brücken, 40 kleinere Übergänge, Unter- und Überführungen sowie 70 gewölbte und offene Durchlässe. Drei der sechs Tunnelanlagen sind Sporntunnel, die mit einer gleichmäßigen Steigung von 10 Promille angelegt wurden, um auch schwerste Geschütze transportieren zu können. Deutschlands einziger Kreiskehrtunnel schließlich hat der Strecke den Beinamen "Sauschwänzlebahn" eingebracht. 

Auslöser für die Planungen war der Wunsch des Militärs, eine Zugverbindung von Ulm nach Belfort, der damals noch uneroberten Festung südlich des deutsch besetzten Elsass, unter Umgehung des Schweizer Kantons Schaffhausen zu schaffen. Die strategischen Überlegungen führten zu einer technischen Meisterleistung. Gerade auf der 26 Kilometer langen Teilstrecke von Blumberg-Zollhaus bis Weizen, die die großherzoglichen Staatsbahnen von 1887 bis 1890 bauten und die seit 1977 als Museumsbahn genutzt wird, galt das Gelände als topographisch äußerst schwierig, 230 Meter Höhenunterschied waren zu überwinden. Die Puddelstahlkonstruktionen auf eisernen Gerüstpfeilern beeindrucken noch heute jeden Betrachter. Erhalten blieben die fünf große Brücken mit einer Gesamtlänge von 834 Metern sowie die 40 kleineren Brücken, Unter- und Überführungen, daneben die 70 gewölbten und offenen Durchlässe. Drei der sechs Tunnelanlagen mit einer Gesamtlänge von 4.560 Metern sind Sporntunnel, die eine Bergnase, einen Sporn, durchfahren, angelegt mit der gleichmäßig geringen Steigung von 10 Promille, damit auch schwerste Geschütze transportiert werden konnten. Das imposanteste Bauwerk dieser Bahnstrecke ist Deutschlands einziger Kreiskehrtunnel. In ihm vollzieht der Zug einen Richtungswechsel von 360 Grad, indem er sich in Schraubenlinie hinabschlängelt. Diese Konstruktion hat der Bummelbahn im Volksmund den Beinamen „Sauschwänzlebahn“ eingebracht. 

Die Zugfahrt auf der Wutachtalbahn hatte die gleichen Vor- wie Nachteile: ihre Langsamkeit. Nahte ein Schaffner, ließ sich rasch abspringen, ein paar Meter zu Fuß gehen, und spätestens nach einer Biegung wieder aufsteigen. Doch der Schneckengang dieser „Spazierfahrt“ mit all den Schleifen und Bögen und Kehren kostete Zeit und wurde zudem nach den Streckenkilometern und nicht nach der Entfernung zwischen den Bahnhöfen berechnet. So ereilte die Bahn 1976 schließlich das Aus. Glücklicherweise hatte es da bereits seit langem Pläne gegeben, die Strecke als Museumsbahn zu nutzen, so dass die Gleise nicht abgetragen wurden und die Umstellung kurzfristig durchzuführen war. 150.000 D-Mark (knapp 77.000 Euro) mussten jedoch für den Unterhalt des Tourismusobjektes jährlich aufgebracht werden. Kohlen und Waggons für die Dampflok stellte zwar die Schweizerische Gesellschaft „Eurovapor“, ein Zusammenschluss von Dampflokfreunden, zur Verfügung – doch gegen Bezahlung. 

Doch die Dampflokfahrt hat sich als historische Attraktion weit über die Region hinaus erwiesen, zumal die Bahn mit ihrem Streckennetz als ein „Kulturdenkmal von besonderer nationaler Bedeutung“ bei den entsprechenden Stellen eingetragen worden ist. Insbesondere für Familien ist die Reise zwischen Berg und Tal eine aufregende Angelegenheit. Vorbei an saftiggrünen Wiesen, hochragenden Wäldern und wogenden Getreidefeldern fliegen Schmetterlinge und Aschekörnchen mit. An der notwendigen Tunnel-, Strecken- und Brückensanierung beteiligte sich 1992 und noch einmal 2003 und 2004 auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit insgesamt über 570.000 Euro. Deshalb kann die Sauschwänzlebahn auch in den kommenden Jahren weiter in ihrem gemächlichen Tempo durch die wildromantische Wutachschlucht und das Mühlbachtal fahren.