29.04.2021 – Niedersachsen

Die Villa Nordstern in Lehrte wird auf die neue Nutzung vorbereitet

Villa Nordstern in Lehrte © Rolf Neumann, Lehrte

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Villa Nordstern in Lehrte © Rolf Neumann, Lehrte

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Ein Haus eigentlich für Kinder

Dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die Restaurierung der Villa Nordstern in Lehrte mit 50.000 Euro. Das Baudenkmal gehört somit zu den über 460 Objekten, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, bisher allein in Niedersachsen fördern konnte.

Die prächtige Fabrikantenvilla Nordstern am südwestlichen Rand der Stadt Lehrte auf parkartigem Gelände ließ sich der Fabrikant Herman Manske, der mit Portland-Zement der "Marke Pferd" zu schnellem Reichtum gekommen war, 1892 errichten. Er benannte sie nach einem seiner Rennpferde. Zur Villa gehörte – bis 1948 – natürlich auch ein Gestütsgebäude und eine Reithalle sowie ein eigenes kleines Wasserwerk mit Wasserturm. Der Brand einer seiner Fabriken führt neben Manskes Lebensstil und dem kostspieligen Hobby Pferderennen zum Verkauf der Villa im Jahr 1911.

Die sehr große historistische Unternehmervilla steht auf einem in etwa quadratischen Grundriss und erhebt sich über dem rustizierten Sockelgeschoss über zwei hohe Stockwerke, bevor ein schiefergedecktes Mansarddach den Bau deckt. Eckerker mit Spitzhelmen und risalitartig vorspringende Zwerchhäuser bereichern den symmetrisch gebildeten Bau. Das umlaufende Gebälk, ein Konsolgesims an der Traufe, aufwendigste Fensterrahmungen und Eckrustizierungen sind dem Stil der Neurenaissance verpflichtet. Im Innern erwartet den Besucher ein prächtiges Treppenhaus. Zahlreiche wandfeste Ausstattungselemente aus Stuck und Holz sowie die Raumausmalungen haben sich trotz der Umbauten aus der Bauzeit erhalten.

Von 1916 bis 1919 wurde der Bau als "Kriegskinderheim" der Stadt Hannover genutzt und auch im Zweiten Weltkrieg dienten Teile des Hauses als Kinderheim. Nach Kriegsende richtete man in dem Gebäude zusätzlich das Flüchtlingslager "Truman" mit einer Krankenstation ein. 1971 und 1980 wurde Teile des Bauwerks zu Wohnzwecken umgebaut. Nach der Schließung des Kinderheims 1993 stand die Villa zum Verkauf und leer, 2003 sogar der Abriss des seit 1987 eingetragenen Denkmals im Raum. Seit 2018 hat das Haus wieder einen Eigentümer, der es als Kindertagesstätte mit rund 100 Plätzen nutzen möchte.