Bis zum Zweiten Weltkrieg prägte der Fachwerkbau das Stadtbild von Halberstadt flächendeckend. Trotz schwerer Verluste durch die Bombardierungen sind insbesondere in den Straßenzügen nördlich und westlich des Domes Fachwerkbauten von der Gotik bis zum Klassizismus erhalten geblieben. Als Ende der 1980er Jahre der großangelegte Flächenabriss begann, widersetzte sich der Verein "Rekonstruktion statt Abriß" diesem staatlichen Ansinnen vehement.
Am westlichen Rand der Halberstädter Altstadt befinden sich in markanter Ecklage die Fachwerkbauten Grudenberg 8/Hühnerbrücke 4. Die zweigeschossigen, traufständigen Gebäude mit Krüppelwalmdächern entstanden zeitgleich 1697 im typischen Barockstil mit gemauerter Zierausfachung, Rauten und Fußbändern. Das Haus Grudenberg 8 besaß im Erdgeschoss ursprünglich zwei Fensterachsen, im Obergeschoss drei. Die bauzeitlichen Gefache bestehen aus Stakenhölzern mit Strohlehmputz. Bis 1820 beherbergten die beiden Bauten mit der Städtischen Lateinschule den ältesten erhaltenen Schulkomplex in Halberstadt. Dann wurden sie zu Wohnzwecken genutzt. Mit der Sanierung als Modellprojekt zur energetisch-ökologischen Ertüchtigung wird an diesem öffentlichkeitswirksamen Beispiel gezeigt, dass sich Sanierung im Denkmal und energetische Sanierung nicht ausschließen. Zudem engagiert sich an dem Projekt aktiv die Jugendbauhütte Quedlinburg der DSD.
Das denkmalgeschützte Bürgerhaus in Halberstadt gehört zu den über 520 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Sachsen-Anhalt fördern konnte.