18.10.2016 – Hessen

DSD fördert das Gießhaus des Messinghofs in Kassel-Bettenhausen

Metallverarbeitende Industrie

Kurzfassung: Ein Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) für die Restaurierung der Fassade des Gießhauses auf dem Messinghof in Kassel-Bettenhausen erreicht Denkmaleigentümer Frank Florian Glinicke in diesen Tagen. Die Förderung wurde möglich dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär die DSD seit 1991 ist. Der Messinghof gehört zu den über 170 Projekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.

Langfassung: Ein Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) für die Restaurierung der Fassade des Gießhauses auf dem Messinghof in Kassel-Bettenhausen erreicht Denkmaleigentümer Frank Florian Glinicke in diesen Tagen. Die Förderung wurde möglich dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär die DSD seit 1991 ist. Das Gießhaus steht derzeit leer und soll künftig Seminarräume und eine Oldtimer-Ausstellung beherbergen.

Den Messinghof ließ Landgraf Carl von Hessen 1679/1680 zur Verarbeitung der heimischen Kupfererze errichten. In der landesherrlichen Gießerei mit Hammerwerk wurde Kupfer zu Messing- und Kupferwaren wie Kessel, Schalen, Glocken und Draht verarbeitet. Auch die Herkulesstatue für den Schlosspark Wilhelmshöhe entstand hier zwischen 1713 und 1717.

Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage teilweise verändert und durch ein Walzwerk ergänzt. Der Betrieb wurde 1869 privatisiert und an drei neue Eigentümer verkauft, die die Metallproduktion fortsetzten. Die Familie Lieberg, die den Betrieb als Kupferhammer, Metallgießerei und Zinnhütte führte, ließ zwischen 1901 und 1914 ein neues zweigeschossiges Kutscherhaus mit massivem Erdgeschoss und Fachwerk-Obergeschoss errichten. Um 1920 übernahm eine Dampfturbine die Funktion der Mühlräder und ein neuer Heizraum wurde angebaut. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Eigentümer enteignet. Nach 1949 betrieb das Hessische Metallwerk Ilmfeld und Co. die Anlage, bis sie 1975 in Konkurs ging und der Betrieb stillgelegt wurde. Heute ist die Parzelle in drei Stücke geteilt, die zwei Eigentümern gehören. Die Gebäude dienen als Wohnungen, Hallen und Lagerräume. Die Hammerwelle und der Hammer wurden 1969 in das Freilichtmuseum Hagen transportiert.

Die barocke schlossähnliche Anlage bestand aus zwei parallelen, langgestreckten Bauten. Die zweistöckigen, ursprünglich verputzten Bruchsteingebäude schließen hohe Satteldächer. Die Stirnseiten schließen mit dreigeschossigen Schweifgiebeln ab, während natursteinerne Zwillingsfenster die horizontalen Gesimse gliedern. Trotz Bombentreffer 1943 blieb der nördliche Flügel mit der Gießerei und dem Verwaltungsteil erhalten. Das verputzte Dachhaus schmückt eine Reliefdarstellung aus dem 19. Jahrhundert, die in die alte Dachkonstruktion integriert wurde.

Im Schmelz- oder Gießhaus befanden sich 1730 zwei Messingöfen und Gießsteine für die Messingplattenherstellung. In diesen Räumen steht heute nur noch eine backsteinerne gemauerte Esse aus dem Jahr 1679. Diese Esse gehört zu den ältesten Produktionsanlagen in Hessen. Der durch die Gebäude gebildete Hof wurde an den Schmalseiten durch hohe Bruchsteinmauern mit bogenförmigen Portalen begrenzt. Das stadtseitige Tor bekrönt ein Dreiecksgiebel mit einer Wappenkartusche des Erbauers.

Trotz ihrer Unvollständigkeit stellt die schlossartige Anlage eine der ältesten erhaltenen Produktionsanlagen in Hessen dar und ist ein wichtiges Zeugnis der metallverarbeitenden Industrie der Stadt. Der Messinghof ist eines der über 170 Projekte, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.