11.10.2016 – Bayern

DSD fördert das Rainhaus in Lindau am Bodensee

Symbol für soziales Engagement

An der Dach- und Fassadeninstandsetzung des Rainhauses in Lindau am Bodensee beteiligt sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie GlücksSpirale, deren Destinatär sie ist, mit 50.000 Euro. Nun besucht Bernt von Hagen, Ortskurator Augsburg der DSD, gemeinsam mit Angela Rieck von Lotto Bayern am Donnerstag, den 13. Oktober 2016 um 10.00 Uhr die Baustelle, um sich von Frank Reisinger vom Verein Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V. und Architekt Markus May bei einem Pressetermin vor Ort die Arbeiten erläutern zu lassen. Das Rainhaus, das als Quarantänestation, Armen- und Pfleghaus diente, ist eines von über 350 Objekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Bayern fördern konnte.

Hans Furtenbach, der Onkel des Ulmer Architekten Joseph Furtenbach, war der Baumeister des Lindauer Rainhauses, das wohl im Auftrag des Rats der Stadt erbaut wurde und ein Symbol für das soziale Engagement und die Fürsorge für Kranke und Leidende seitens der Stadt ist.

Das Rainhaus wurde 1586 als Quarantänestation für Epidemiezeiten erbaut. Familien, in denen ansteckende Krankheitsfälle aufgetreten waren, wurden hier gegen Bezahlung 40 Tage lang einquartiert, bis sie als nicht mehr ansteckend und somit als rein galten. Daher kommt der Name Reinhaus. Es diente zugleich als Isolierhaus für Kranke mit ekelerregenden Ausschlägen. 1808 stellte die Firma J.M. Grubers Erben den Antrag, das Haus für die Wollverarbeitung nutzen zu dürfen, um den „Nährstand der dortigen Individuen“ anzuheben. 1820 erwarb die Stadt das Gebäude als Krankenhaus. Nach 1868 wurde der Bau als Schulhaus genutzt, aber schon bald privatisiert und zu Wohnzwecken umgebaut.

Heute steht der zweigeschossige Massivbau des ehemaligen Siechenhauses in einem Gewerbe-Wohnmischgebiet in Lindau-Aechach. Der Renaissancebau ist nicht unterkellert und wurde wegen seiner Funktion als Sondersiechenhaus, also als Fürsorgeeinrichtung für Menschen mit ansteckenden Krankheiten, weit außerhalb der Inselstadt als Solitärbau freistehend errichtet. Das repräsentative äußere Erscheinungsbild ist auf weithin sichtbare Fernwirkung angelegt. An den Giebelseiten besitzt das Gebäude gestufte Treppengiebel, die an das historische Rathaus auf der Insel erinnern, und in der Mitte der Traufseiten Zwerchhäuser. Der Putzbau hat sandsteinerne Fenstergewände. Er ist durch einen durchlaufenden Flur mit Treppe bis ins Obergeschoss hinauf zugänglich. Die bauzeitliche Grundrissdisposition hat sich wohl weitgehend unverändert erhalten.