17.12.2021 – Berlin

DSD fördert Orgelrestaurierung in der Glaubenskirche in Berlin Tempelhof

Einzigartig in der Orgellandschaft Berlin-Brandenburg

Für die Restaurierung der W. Sauer-Orgel Opus 1180 in der evangelischen Glaubenskirche in Berlin-Tempelhof stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale 50.000 Euro zur Verfügung. Die Orgel gehört zu den 200 Objekten, die die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Berlin fördern konnte.

Die Sauer-Orgel in der Glaubenskirche gehört zu den original erhaltenen romantischen Instrumenten des Orgelbauers. Sie ist von ihrer Art einzigartig in der Orgellandschaft Berlin-Brandenburg. Besonders mit ihrer zu einem großen Teil noch vorhandenen Anlage des Fern- oder Echowerks besitzt sie ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Die Orgel mit den 3.573 Pfeifen und 55 Registern wurde von W. Sauer Orgelbau 1914/1915 gebaut.

Vorbild der Orgel der Glaubenskirche war die Jahrhunderthallen-Orgel in Breslau. Das für die damalige Zeit fortschrittliche Instrument zeichnete sich aus durch die elektropneumatische Traktur, die alle Attribute der Zeit der Hoch- und Spätromantik vereinigte. Dazu gehören der Registerkanzellenladen, ein moderner elektrischer Spieltisch mit einer in sich stimmigen und höchsten Ansprüchen genügenden Konzeption, Disposition und Klangaussage.

Wenige Jahre nach der Erbauung der Orgel setzte Mitte der 1920er-Jahre ein Umdenkungs- und zunächst auch sehr theoretischer Neuorientierungsprozess ein. Romantik, Plüsch und Gründerzeit waren verpönt, norddeutsche Sachlichkeit und barocker Silberglanz oder strenge Polyphonie waren dagegen nachgefragt. Klanglich stark verändert wurde die Glaubenskirchenorgel aber erst nach 1945.

Nach verschiedenen Reparaturen aufgrund der Schäden durch den Zweiten Weltkrieg führte die Firma Walcker in Ludwigsburg in den Jahren von 1958 bis 1960 umfangreiche Arbeiten durch, die das Instrument im Sinn der Orgelbewegung veränderten. So wurde etwa die Stimmtonhöhe von 435 auf 440 Hz angehoben. Die Trakturanlage wurde erneuert, der Spieltisch bis auf das Gehäuse fast vollständig ersetzt, das Schwellwerk des II. Manuals und große Teile des Klangkanals und sämtliche Pfeifen entfernt sowie das Fernwerk stillgelegt. Dennoch stammt etwa die Hälfte des Pfeifenwerks aus der ursprünglichen Orgel von 1915. Das heutige Instrument ist insgesamt im Kern bauzeitlich überkommen.

2021 ist die Orgel das Instrument des Jahres. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat dem Instrument bereits seit Anfang der 1990er Jahre große Aufmerksamkeit geschenkt. In den zurückliegenden 30 Jahren half sie bundesweit insgesamt 152 Orgeln in mehr als 230 Förderverträgen mit 7,2 Millionen Euro erhalten. Eigens zur Erhaltung von Orgeln wurden in der DSD bislang 10 treuhänderische Stiftungen gegründet. Allein im vergangenen Jahr stellte die DSD für 10 Instrumente über 320.000 Euro bereit. Die DSD freut sich deshalb sehr über die Entscheidung der deutschen Landesmusikräte, die Orgel zum „Instrument des Jahres“ 2021 erkoren haben.