10.01.2014 – Presse

DSD-Fördervertrag für Haus Mayer-Kuckuk in Bad Honnef

Eine "utopistische technoide Innovation"

Kurzfassung: Michael Vangerow, Ortskurator Bonn/Rhein-Sieg der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), überbringt am 13. Januar 2014 um 10.00 Uhr im Beisein von Anja Schmitz von WestLotto vor Ort einen Fördervertrag. Damit erhält Eigentümerin Andrea Köhler 55.000 Euro für die Zimmererarbeiten an der tragenden Konstruktion des Hauses Mayer-Kuckuk in Bad Honnef. Das innovative Gebäude, das Mitte der 1960er Jahre entstand, gehört nunmehr zu den über 330 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Lotterie von WestLotto, allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.

Haus Mayer-Kuckuk in Bad Honnef, Hauptfassade © Dr. Karin Gehrmann/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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Langfassung: Die als Tragwerk und Aussteifung dienende, außen liegende Holzkonstruktion des Hauses Mayer-Kuckuk in Bad Honnef im Rhein-Sieg-Kreis ist aufgrund von Nässeeinwirkung und nicht ausreichendem Holzschutz marode geworden, so dass die Standsicherheit der Konstruktion gefährdet ist. Daher überbringt Michael Vangerow, Ortskurator Bonn/Rhein-Sieg der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), im Beisein von Bezirksleiterin Anja Schmitz von WestLotto am Montag, den 13. Januar 2014 um 10.00 Uhr einen Fördervertrag in Höhe von 55.000 Euro für die Zimmererarbeiten an der tragenden Konstruktion an die Eigentümerin Andrea Köhler. Die Arbeiten unterstützt neben der DSD auch das Land Nordrhein-Westfalen.

1965 überließ die Elly-Hölterhoff-Böcking-Stiftung der Universität Bonn dem Atomphysiker und Bonner Professor für theoretische Physik, Theo Mayer-Kuckuk, ein 650 Quadratmeter großes Erbpachtgrundstück nördlich des Ortszentrums von Bad Honnef. Nach Abzug der Erschließungskosten blieben dem Wissenschaftler rund 80.000 D-Mark für einen Hausbau. Mayer-Kuckuk wandte sich an den Architekten und Aachener Professor Wolfgang Döring. Der Bauherr gab Zahl und Funktion der Räume und den Kostenrahmen vor, dem Architekten ansonsten völlig freie Hand zum Bau eines innovativen Wohnhaus-Projektes. Döring, der sich bereits mit der Entwicklung von Systembauten beschäftigt hatte, griff angesichts des knappen Budgets auf neue Werkstoffe und Fertigungsmethoden zurück. Damit wollte er das Wohnhaus der Zukunft als industriellem Gebrauchsartikel mit neuen Raumstrukturen schaffen. Die Bauarbeiten dauerten 1967 ganze fünf Tage.

Entstanden ist ein Fachwerkbau mit einem außerhalb der Wände angeordneten Tragskelett und Doppelzangenträgern. Eingefügt sind darin vorgefertigte Sandwichplatten aus Eternit, Glaswolle und Spanplatten, die als Wandelemente zurückspringen. Das Gebäude ruht auf dünnen Stahlstiften, mit denen die Holzleimbalken in Betonfundamenten verankert sind. Charakteristisch ist die sichtbare Tragkonstruktion. Die Queraussteifung leisten Dreiecksscheiben aus Sperrholz, die an den Knotenpunkten in überdimensionierter Größe angebracht sind. Die Längsaussteifung erfolgt durch geschossweise überkreuzte Stahlzugbänder. Durch die außenliegenden Knotenpunkte der Leimbinder und durch ein Fensterband, das zwischen den Decken und den Bindern eingefügt ist, wird außen wie innen die statische Konstruktion als Gestaltungselement deutlich. Innen ist das Gebäude mehrgeteilt: Das vordere Drittel nimmt die teilweise über beide Geschosse reichende Wohnhalle mit Empore ein. Im hinteren Bereich gehen Neben-, Schlaf und Arbeitszimmer von einem Flur ab. Das Obergeschoss wird durch eine Wendeltreppe erschlossen. Das Entwurfsprinzip sah eine wandelbare Aufteilung der Innenräume vor, die jedoch nie genutzt wurde.

Das Haus Mayer-Kuckuck, "ein gebautes Zeugnis der utopistischen tech­noiden Innovationen im Wohnhausbau der 1960er Jahre", war als vieldisku­tierter Prototyp geplant, blieb jedoch ein Unikat. Es gehört nunmehr zu den über 330 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.