03.07.2017 – Berlin

DSD plädiert für den Erhalt des Gesamtkunstwerks Hedwigskathedrale Berlin

Abbruch ist keine Überlegung

Kurzfassung: Mit Sorge verfolgt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die derzeitigen Pläne, den denkmalgeschützten Innenraum der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin unwiederbringlich zu zerstören. In einer heute veröffentlichten Stellungnahme plädiert die private Denkmalschutzstiftung „für die Erhaltung des 1958–63 nach Entwürfen von Hans-Schwippert geschaffenen Innenraums der St.-Hedwigs-Kathedrale, eines weltweit einzigartigen Sakralraums und einer herausragenden Raumschöpfung der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz engagiert sich seit ihrer Gründung 1985 deutschlandweit für die Bewahrung des baulichen Erbes aus allen historischen Epochen, so auch der jüngsten Vergangenheit. Sie fördert dessen Erhaltung nicht zuletzt dank einer großen Förderergemeinschaft. Bundesweit unterstützte die private Denkmalschutzstiftung bislang rund 5.200 Denkmale mit über einer halben Milliarde Euro. Maßnahmen, die auf die Entstellung, Beschädigung oder Zerstörung eingetragener Baudenkmäler oder Ensembles abzielen, lehnt die Stiftung grundsätzlich ab.

Sankt Hedwigs-Kathedrale Berlin © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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Langfassung: Mit Sorge verfolgt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die derzeitigen Pläne, den denkmalgeschützten Innenraum der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin unwiederbringlich zu zerstören.

In einer heute veröffentlichten Stellungnahme der privaten Denkmalschutzstiftung, die "die Instandsetzung und Restaurierung des von Hans Schwippert geschaffenen Innenraums der St.-Hedwigs-Kathedrale einschließlich seiner Ausstattung als Gesamtwerk, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen" grundsätzlich befürwortet, heißt es:

"Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz plädiert für die Erhaltung des 1958-63 nach Entwürfen von Hans-Schwippert geschaffenen Innenraums der St.-Hedwigs-Kathedrale, eines weltweit einzigartigen Sakralraums und einer herausragenden Raumschöpfung der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, in der eine ungewöhnliche Komplexität architektonischer, kunst-, kirchen- und liturgiehistorischer Ideen erreicht wurde."

Der Innenraum der St. Hedwigs-Kathedrale entstand von 1958 bis 1963 im Zuge des Wiederaufbaus des im Zweiten Weltkrieg ausgebrannten Kirchengebäudes. Der westdeutsche Architekt Hans Schwippert hatte die Pläne dazu in enger Abstimmung mit seinen Auftraggebern im Berliner Bistum ausgearbeitet und mit einem Team von Bauleuten und Handwerkern verwirklicht. Die Ausstattung wurde unter Schwippert von namhaften Künstlern der Zeit aus Ost- und Westdeutschland geschaffen. Zentrale Bestandteile sind die Confessio der Unterkirche, die über einen offenen Treppenabgang erreichbar ist, und die miteinander über eine Stele verbundenen Altäre von Unter- und Oberkirche. Der ursprünglich barocke Bau erhielt damit eine Zeitschicht, die auf die jüngste Geschichte verweist und die die bereits sich abzeichnenden liturgischen Veränderungen des II. Vatikanischen Konzils aufgreift.

Die Stiftung erinnert in ihrer Stellungnahme auch daran, dass bei dem seit 1976 unter Denkmalschutz stehenden Gebäude geltende Gesetzesregelungen zu beachten sind. Da es zwischen dem Land Berlin und dem Heiligen Stuhl bisher keinen Staatsvertrag gibt, bedarf es für jede Veränderung des Gebäudes und seines Innenraums eines einvernehmlichen Übereinkommens mit den zuständigen Denkmalbehörden.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz engagiert sich seit ihrer Gründung 1985 deutschlandweit für die Bewahrung des baulichen Erbes aller historischen Epochen, auch aus der jüngsten Vergangenheit, und fördert dessen Erhaltung nicht zuletzt dank einer großen Förderergemeinschaft. Bundesweit unterstützte die private Denkmalschutzstiftung bislang rund 5.200 Denkmale mit über einer halben Milliarde Euro. Maßnahmen, die auf die Entstellung, Beschädigung oder Zerstörung eingetragener Baudenkmäler oder Ensembles abzielen, lehnt die Stiftung grundsätzlich ab. Die Stiftung mahnt daher nachdrücklich zum sorgfältigen Umgang mit denkmalgeschützten Bauten und Ensembles. Das gilt auch für den städtebaulich-denkmalpflegerischen Wiederaufbau am Forum Fridericianum in Berlin nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs.

Die Hegenbarth Sammlung Berlin, Nürnberger Straße 49 in 10789 Berlin, zeigt vom 29. Juni bis 8. September 2017 die Ausstellung "Vision der Freiheit. Hans Schwipperts Gesamtkunstwerk für die Berliner Hedwigskathedrale". Zu sehen sind mit der Wiederherstellung der Hedwigskathedrale entstandene Werke von Hubertus Förster, Josef Hegenbarth, Fritz Kühn, Margaretha Reichardt und Anton Wendling.