11.10.2017 – Niedersachsen

DSD-Vertrag für Mausoleum in Lingen

Beeindruckende Bestattungskultur

Kurzfassung: Am 14. Oktober 2017 um 10.00 Uhr besucht Heike Knöpke vom Ortskuratorium Osnabrück der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) bei einem Pressetermin vor Ort Florian Heinen, den Geschäftsführer der Friedhofskommission, um sich einen Eindruck vom Restaurierungsfortschritt des Mausoleums „Familie Friedrich Koke“ zum Kolumbarium auf dem Alten Friedhof in Lingen zu verschaffen. Für die denkmalpflegerischen Maßnahmen hatte die DSD kürzlich einen Förderbeitrag in Höhe von 20.000 Euro gewährt. Das Mausoleum ist eines von über 370 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte.

Langfassung: Am Samstag, den 14. Oktober 2017 um 10.00 Uhr besucht Heike Knöpke vom Ortskuratorium Osnabrück der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) bei einem Pressetermin vor Ort Florian Heinen, den Geschäftsführer der Friedhofskommission, um sich einen Eindruck vom Restaurierungsfortschritt des Mausoleums „Familie Friedrich Koke“ auf dem Alten Friedhof in Lingen zu verschaffen. Für die denkmalpflegerischen Maßnahmen beim Umbau des Innenraums und der Marmorverkleidungen sowie der Restaurierung der Buntverglasung und der Eingangstür hatte die DSD kürzlich einen Förderbeitrag in Höhe von 20.000 Euro gewährt. Das Mausoleum wird unter Erhalt der originalen Marmorverkleidungen zu einem Kolumbarium mit etwa 85 Urnenplätzen umgebaut.

Die Geschichte des „Alten Friedhofs" in Lingen geht auf die Einrichtung einer Krankenstätte für Pest- und Leprakranke im 13. Jahrhundert vor den Toren der Stadt zurück. Die dortige Ruhestätte wurde mit der Stilllegung des innerstädtischen Kirchhofs im 16. Jahrhundert zu einem Friedhof ausgebaut, der bis ins 19. Jahrhundert vergrößert und in den 1920er Jahren geschlossen wurde. Der „Alte Friedhof" liegt heute am nördlichen Rand der Altstadt. Südlich neben der Friedhofskapelle in unmittelbarer Nachbarschaft zum Krieger-Ehrenmal steht das Mausoleum der Familie Friedrich Koke. Es wurde 1930 als Grabbau für den aus Lingen nach Südamerika ausgewanderten und 1924 in Rancagua/Chile verstorbenen Friedrich Koke errichtet. Neben Koke ruhen seine Frau Maria (1875-1938) sowie beider Tochter Blanca Frisius (1897-1993) mit Ehemann Friedrich (1895-1970) in dem Grabmal.

Das Mausoleum wurde als neuklassizistischer Tempel mit dorischer Säulenordnung, Architrav und Triglyphenfries errichtet. Das Tympanonfeld zeigt den Ausschnitt eines lateinischen Kreuzes. Auf dem Architrav oberhalb des Eingangs steht die Inschrift „Familie Friedrich Koke". Erbaut wurde das Gebäude aus Kunststein – einem terrazzoartigen Baustoff, der in den 1920er Jahren sehr beliebt war. Das flache Satteldach ist kupfergedeckt. Das Innere ist in einen Grabraum und einen anschließenden, durch eine Apsis abgeschlossenen Altarraum unterteilt. Unter dem Grabraum befindet sich eine unterirdische Grabkammer. Den Fußboden schmückt ein kleinteiliger Mosaikboden aus blauen Steinen, in dessen Mitte ein Kreuz aus hellen Steinen verlegt ist. Die Wände des Raumes sind mit hellen Marmorplatten verkleidet, hinter denen sich die Grablegen befinden. In der Decke des Grabraumes sind zwei Oberlichter eingelassen, bestehend aus polygonalen, bleigefassten Scheiben in unterschiedlichen Blautönen. Fünf weitere Buntglasfenster in Mahagoniholzrahmen finden sich in der Aspis.

Nun stehen Arbeiten an den verwitterten Kupferdachflächen, der Kunststeinfassade sowie die Restaurierung der Buntglasfenster an. Die sieben Lingener Friedhöfe werden nach Unklarheiten durch Herrscher- und damit verbundener Konfessionswechsel sowie der Belegung mit Verstorbenen unterschiedlicher Konfessionen seit 1840 von einer Friedhofskommission aus Vertretern der evangelisch-lutherischen, der evangelisch-reformierten und der katholischen Kirche gepflegt und verwaltet.

Das bemerkenswerte neoklassizistische Zeugnis der Sepulkralarchitektur ist eines von über 370 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Niedersachsen fördern konnte.