Er sei „schockverliebt“ gewesen, erzählt Jens Kotte, als er zum ersten Mal vor dem Kornspeicher in Altengamme gestanden habe. Hier, am südöstlichen Zipfel Hamburgs, wartete auf den Denkmalpfleger ein spätmittelalterlich anmutendes „Schmuckstück“, ein „außergewöhnliches, wunderschönes Gebäude“. Diese Liebe auf den ersten Blick verführte den 41-Jährigen dazu, den stark sanierungsbedürftigen Bohlenspeicher zu kaufen. Kotte ließ sich damit auf die nicht absehbare Restaurierung eines Gebäudes ein, das „aus der Zeit gefallen scheint“ und keine größere Nutzung zulässt, als die eines Lagerraums. Doch als Bauforscher und Denkmalpfleger im Hamburger Denkmalschutzamt wusste Kotte, welcher Schatz das baukonstruktiv höchst interessante Gebäude ist.
Es wurde bereits 1937 unter Denkmalschutz gestellt und gehört somit zu den frühen gesetzlich geschützten Denkmalen der Hansestadt. Dendrochronologisch datierte man die verwendeten Hölzer auf das Fälljahr 1562. Damit ist der Spieker (von lat. spicarium – Kornhaus), wie er niederdeutsch genannt wird, in Altengamme der älteste Profanbau und der zweitälteste seiner Art in Hamburg. „Er ist einer von nur drei erhaltenen Bohlenspeichern in den Vier- und Marschlanden“, erklärt Kotte ... „Es ist sensationell, wenn man diese altertümlichen Holzverbindungen sieht und bedenkt, dass sie schon fast 500 Jahre überdauern“, schwärmt Kotte. „Es ist ein Einzelstück, ganz hohe Zimmermannskunst und durch und durch nachhaltig.“ Aufgrund der baukonstruktiven Bedeutung des Denkmals half die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dem enthusiastischen Denkmalretter mit rund 10.000 Euro.
Zusammen mit der Stiftung Denkmalpflege Hamburg wurden so fast alle Kosten gedeckt. Wirtschaftlich wäre die Rettung des Denkmals ansonsten für eine Privatperson nur schwer tragbar gewesen, was mit großer Sicherheit zum Verlust des Kulturguts geführt hätte. … Die Förderung durch die DSD sei ein „Meilenstein“ bei der Restaurierung gewesen, erklärt der Denkmalretter. Auch wenn ihn die Arbeit mit dem Spieker von Altengamme einige schlaflose Nächte gekostet habe und alles doch nur reine Liebhaberei gewesen sei, war es ihm die Mühen wert, dieses „spektakuläre Gebäude“ zu erhalten.