19.05.2021 – Brandenburg

Ein Beispiel für viele: Die Tabakscheune in Gartz

Einblick in die Tabakscheune in Gartz * Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schalinski

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Die Tabakscheune in Gartz * Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schalinski

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Für Sie erscheint das Magazin Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz heute vorab

Ende des Monats erscheint die Juni-Ausgabe des Magazins Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Beispielhaft werden darin fünf Förderprojekte vorgestellt, die für die rund 450 Restaurierungsmaßnahmen in diesem Jahr stehen. Über die Tabakscheune in Gartz schreibt Stefanie Kellner:

„Seine Tabakscheune in Gartz an der Oder, deren Fachwerk mit Ziegelmauerwerk gefüllt ist, ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch eines der letzten Zeugnisse für den jahrhundertelangen Anbau von Tabak in der Uckermark. Einst brachten die Hugenotten das begehrte Kraut in das Gebiet zwischen Schwedt und Gartz. Die Region wartet mit ihrem kontinentalen Klima und ihren Böden mit guten Voraussetzungen für den Anbau auf: ‘Sonne, Sand und Tau braucht der Tabak, um zu wachsen’, erzählt Gerd Krüger.

Da die Dokumente im Krieg verbrannten, weiß er nicht genau, ob seine Familie die typische Scheune zum Ende des 19. oder zu Beginn des 20. Jahrhunderts baute. Bis 1989 trocknete unter ihrem Dach der Tabak. Um dabei die Frischluftzufuhr zu regulieren, sind im Schachbrettmuster in jedem zweiten Gefach Luken angebracht, die nach Bedarf geöffnet wurden. Unter dem 15 Meter hohen Scheunendach mit zwei Etagen konnten Tabakblätter von 1,25 Hektar Land getrocknet werden, 50–60 Zentner Trockengewicht. Um die Tabakblätter aufzuhängen, wurden sie von Hand auf lange Schnüre aufgezogen. ... Vor allem in den Kriegen war der Tabak begehrt, zu Zeiten der DDR brachte er Devisen ein. Trotz des hohen Personalbedarfs konnte der Anbau deshalb hohe Erträge erwirtschaften. Heute möchte keiner mehr die aufwendige Arbeit auf dem Feld leisten. Die Tabakscheune ist ein kulturhistorisches Denkmal geworden. …

Während die Hofstelle 1999 von Grund auf saniert werden konnte, hatten der Tabakscheune der lange Leerstand und unsachgemäße Baumaßnahmen in der DDR-Zeit so zugesetzt, dass sie baufällig geworden war. Im Jahr 2019 brach sogar die Westwand zusammen. ‘Ich bin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sehr dankbar’, sagt Gerd Krüger, ‘als private Institution konnte sie uns schnell und unbürokratisch bei der Notsicherung helfen’. Schon lange hatte er nach Lösungen zur Rettung des außergewöhnlichen Erbes gesucht und es 2016 hierzu von seinem Onkel übernommen. … 2020 konnte mit der Sanierung des Bauwerks begonnen werden. Der völlige Einsturz ist damit abgewendet. Gerd Krüger denkt jetzt über neue Nutzungskonzepte nach. Zu ihrem Gelingen ist jede Hilfe willkommen.“