28.09.2021 – Hessen

Ein Beispiel für viele: Die Trunkkuranlage in Bad Nauheim

Der Ausschankbrunnen in Bad Nauheim * Foto: Stadt

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Eines von 5 Herzensanliegen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im aktuellen Monumente-Heft

In diesen Tagen erscheint die Oktober-Ausgabe des Magazins Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Beispielhaft werden darin fünf Förderprojekte vorgestellt, die für die rund 450 Restaurierungsmaßnahmen in diesem Jahr stehen. Über die Trinkkuranlage in Bad Nauheim schreibt Julia Greipl:

„Zugegeben, eine derart prachtvolle Umgebung erleichtert den Verzehr des stark mineralischen Heilwassers ungemein. Allerdings muss man auch schlucken angesichts der roten Ablagerungen und weißen Ausblühungen, die dem Ausschankbrunnen in der Trinkkuranlage im hessischen Bad Nauheim zusetzen. Er ist achteckig und bildet das Zentrum einer überwölbten Halle, seine Verkleidung macht ihn zu etwas Besonderem: Einer der bedeutendsten Kunstkeramiker seiner Zeit, der in Darmstadt tätige Jakob Julius Scharvogel, gestaltete das Ensemble mit den acht Ausschankbecken zwischen 1907 und 1911. Die für seine Werkstatt typischen Fliesen schimmern grau, grün, blau und braun, sie sind nicht flächig, sondern dreidimensional gefertigt. So entspricht keine Fliese der anderen, keines der Becken ist wie das andere ausgeführt.

Was jedoch gut für den Menschen ist, ist weniger gut für die Technik und die Keramik. Das heilsame Solewasser von Bad Nauheim, das hier in drei unterschiedlichen Zusammensetzungen ausgeschenkt wird, hat die Anlage stark angegriffen. Es ist die Mineralisierung, die die Substanz zersetzt. Und da, wo Wasser die Keramik durchdringen kann, werden Salzkrusten und Ablagerungen sichtbar.

Nun wird mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) zunächst die Konstruktion instandgesetzt. Bei dem gewählten Verfahren wird die mineralische Belastung herausgeschwemmt und mit feuchten Bandagen abgenommen. Zudem werden die späteren Zutaten entfernt, drei Austauschbecken und Fliesenersatz müssen ihrerseits wieder ausgewechselt werden. Hier wird es nun sehr komplex... Für die Restaurierung der verglasten Metallkuppel kann man auf jüngst gemachte Erfahrungen beim benachbarten Kurbrunnen zurückgreifen. Oder bei der großartigen Anlage des Sprudelhofs, wo die DSD bereits geholfen hat.

Wenn, wie geplant, 2022 die Maßnahmen in der Trinkkurhalle abgeschlossen sind, soll auch hier wieder das Heilwasser fließen...“