19.05.2021 – Berlin

Ein Beispiel für viele: "Josef und seine Brüder" in Neukölln

Ausschnitt aus dem Bild Josef und seine Brüder in der Magdalenenkirche in Berlin * Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe

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Während der Restaurierung von Josef und seine Brüder in der Magdalenenkirche in Berlin * Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe

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Für Sie erscheint das Magazin Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz heute vorab

Ende des Monats erscheint die Juni-Ausgabe des Magazins Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Beispielhaft werden darin fünf Förderprojekte vorgestellt, die für die rund 450 Restaurierungsmaßnahmen in diesem Jahr stehen. Über das Monumentalgemälde Josef und seine Brüder in der Seitenkapelle der Magdalenenkirche in Berlin-Neukölln schreibt Winfried Dolderer:

„Die Figuren füllen den ganzen, imposante zweieinhalb mal fünf Meter messenden Rahmen. Gestikulierende, lachende Männer in orientalisch anmutender Gewandung, in ihrer Mitte ein verschüchtert wirkender, gefesselter Junge. Nachzulesen ist die Szene im Alten Testament: Joseph, ein Sohn des Stammvaters Jakob, wird von seinen Brüdern an durchreisende Sklavenhändler verkauft…

‘Es ist zumindest etwas Besonderes’, meint Jürgen Fuhrmann (64), Pfarrer der Magdalenengemeinde im Berliner Stadtteil Neukölln, wo das Monumentalgemälde seit 1963 die gesamte Stirnwand einer damals neu errichteten Seitenkapelle einnimmt. Sein Schöpfer Erich Wolfsfeld hatte, bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen, als Druckgraphiker, Maler und Lehrer einen geachteten Platz in der deutschen Kunstszene. Seiner jüdischen Herkunft wegen verlor er 1936 seine Berliner Professur und konnte sich 1939 nach London retten, wo er fast 72-jährig 1956 starb.

Sein Werk ‘Joseph und seine Brüder’ umgeben bis heute ungelöste Rätsel. Unbekannt ist, aus welchem Anlass es vermutlich zu Beginn der 1930er-Jahre entstand. Unbekannt ist auch, wie es den Weg in den Keller des Jüdischen Gemeindezentrums in der Berliner Fasanenstraße fand. Dort soll der damalige Superintendent des Kirchenkreises Neukölln Wilhelm Dittmann die zusammengerollte Leinwand zu Beginn der 1960er-Jahre entdeckt haben. Auf Dittmanns Bitte hin überließ die Witwe des Künstlers das Gemälde der Magdalenengemeinde. ... Umso erfreulicher, dass es 2020 auch Dank der Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Mehl'sche Stiftung gelungen ist, das mittlerweile arg ramponierte Gemälde zu restaurieren. Dabei kam zutage, dass der Künstler das Werk offenbar nicht hat vollenden können. An manchen Stellen ist noch die blaue Grundierung zu sehen, an anderen nur die zweite von insgesamt drei Malschichten. Das Gesicht des Joseph wirkt nach dem Eindruck der Restauratorin Johanna Thierse (44) lediglich vormodelliert. Wurde der Maler aus seinem Atelier vertrieben, bevor das Bild fertig war? Wäre es so, dann trüge es bis heute die Spuren der Verfolgung seines Schöpfers.“