18.11.2020 – Sachsen

Ein Beispiel für viele: Schindlers Blaufarbenwerk in Zschorlau

Monu-Seite mit dem Artikel zur Blaufarbenfabrik in Zschorlau

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Das Magazin Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz erscheint für Sie vorab

Anfang Dezember erscheint die Weihnachts-Ausgabe des Magazins Monumente der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Auf Seite 55 bis 65 werden fünf Förderprojekte beispielhaft für die etwa 450 Restaurierungsmaßnahmen in diesem Jahr vorgestellt. Über die Klausenkapelle in Schmallenberg schreibt Winfried Dolderer.

„Geändert hat sich die Produktpalette. Der Standort blieb: ‚Wir haben‘, sagt Gerd Bochmann (69), ‚viele Gesellschaftssysteme überstanden.‘ Das ist aus dem Mund des Geschäftsführers eines Unternehmens, das gegründet wurde, als der Dreißigjährige Krieg 1648 noch keine sieben Monate vorbei war, nicht übertrieben. Zwei Jahrhunderte lang wurde im Tal der Zwickauer Mulde Kobaltblau erzeugt, später Ultramarinblau. Heute sind es Dispersionsfarben, Pigmentpräparate, Reinigungsmittel. So oder so, ‚Schindlers Blaufarbenwerk‘ bei Zschorlau im westlichen Sachsen ist die womöglich älteste Farbenfabrik der Welt. ...

Seit dem 14. Jahrhundert wurde in der Gegend um Zschorlau Silber abgebaut. Kobalt ist ein Metall, das auf den ersten Blick wie Silbergestein aussieht und auch in denselben Lagerstätten vorkommt. Die alten Bergleute meinten, ein Kobold habe ihnen das in ihren Augen wertlose Zeug untergeschoben, daher der Name. Erst die frühe Neuzeit brachte die Entdeckung, dass sich daraus ein leuchtendes Blau herstellen ließ. Als die Silbervorräte zur Neige gingen, wurde weiter Kobalt gefördert.

Im Mai 1649 errichtete der aus einer Bergmannsfamilie im nahegelegenen Schneeberg gebürtige Unternehmer Erasmus Schindler im Waldtal der Zwickauer Mulde eine Kobaltmühle. Der Fluss lieferte die Antriebsenergie und Wasser, um den Staub aus dem zermahlenen Rohstoff zu schlämmen. Schindlers Unternehmen war eines von fünf in Sachsen, die untereinander durch Marktabsprachen verbunden waren und gemeinsam das Weltmonopol für Kobaltblau besaßen.

Der Diplomchemiker Bochmann hat vor 45 Jahren in dem Betrieb angefangen, der zu damaligen DDR-Zeiten noch Teil des VEB Kombinat Lacke und Farben war. Nach der Wende übernahm er das Werk von der Treuhand. Teilhaber der Betreiber-GmbH sind heute Sohn und Tochter. Für die Eigentümerfamilie ist der Betrieb mit derzeit zehn Beschäftigten nicht allein ein Wirtschafts-, sondern ein Kulturgut, für das sich seit 2017 auch ein Förderverein stark macht.“