26.04.2017 – Nordrhein-Westfalen

Einweihung des Epanchoirs in Neuss nach dreijähriger Restaurierung

Epanchoir in Neuss © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Bolz

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Der Rest des großen Nordkanals

An der Gesamtinstandsetzung des Epanchoir der Napoleonschleuse in Neuss beteiligte sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 2013 bis 2016 mit über 120.000 Euro. An den historischen Böschungen und der Kanalsohle war Erde auszuheben, die Böschungskegel aus Basaltlavasteinen und Feldbrandziegeln zu restaurieren oder zu ergänzen und eine Stützwand am Zulauf der Obererft herzustellen. Nun kann das Epanchoir nach dreijähriger Bauzeit „wieder in Betrieb genommen“ werden. Informationspunkte und die direkte Anschauung der wieder funktionierenden Wasserkonstruktion machen das „friedliche, länderübergreifende Landschaftsereignis“ zu einer Besonderheit in Europa.

Nachdem Napoleon 1806 die Kontinentalsperre gegen England verhängt hatte, plante er aus strategischen Gründen den Bau des "Grand Canal du Nord". Dieser Rhein-Maas-Schelde-Kanal sollte als Teil eines Kanalnetzes von der Ostsee bis zur Seine die Niederlande mit ihren Zöllen und Steuern umgehen und von Neuss über Venlo zum französisch beherrschten Seehafen Antwerpen führen. Der 72 Kilometer lange Kanalbau zwischen Neuss und Venlo begann 1808 unter Leitung des Chefingenieurs Hageau. Die zu überwindenden Höhenunterschiede von bis zu 21 Metern waren eine ingenieurtechnische Herausforderung. Geplant war er für Schiffe einer Größe von 35 mal 6 Metern mit 2 Metern Tiefgang und 200 Tonnen Tragfähigkeit.

Insgesamt waren neun Schleusen vorgesehen, zwei davon zum Aufstieg bei Neuss und sieben zum Abstieg hinter Herongen. 35 Schiffe sollten täglich gehoben werden. Als die Niederlande 1810 in das französische Kaiserreich eingegliedert wurden, stellte man die Arbeiten am bereits zu zwei Drittel fertiggestellten Nordkanal ein. Auf einem Teilstück des Kanals zwischen Neuss und Neersen betrieb man eine Zeit lang Treidelschifffahrt, die aber schon 1848 endete. Bis heute existieren Relikte aus der Bauzeit des Nordkanals. Erdwälle und Brücken, die erste Abstiegsschleuse zur Maas und eben das Entlastungsbauwerk des Epanchoirs, das an der Kreuzung von Erft und Nordkanal errichtet worden war, um den Wasserverlust im Kanal auszugleichen. Dabei durfte die den Kanal querende Erft nicht durch ihre Strömung die Schifffahrt behindern. Man reduzierte die Strömung durch die trichterförmige Erweiterung der Mündung und errichtete auf der gegenüberliegenden Kanalseite als Dosierungsanlage das Epanchoir als eine Art Barriere.

Das Epanchoir, ein technikgeschichtlich bedeutendes Ingenieurbauwerk, ist eines von über 410 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.