29.10.2020 – Mecklenburg-Vorpommern

Fischerhaus im Tollensesee wird DSD-Förderprojekt

Zeuge für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte

An der Gebäudesicherung des Fischerhauses auf der Fischerinsel im südlichen Tollensesee in Neubrandenburg beteiligt sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) in diesem Jahr dank Spenden und der Lotterie GlücksSpirale mit 10.000 Euro. Der kleine Bau gehört somit zu den über 550 Objekten, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Mecklenburg-Vorpommern fördern konnte.

Bei dem ehemaligen Fischerhaus am Ufer der im südlichen Seeabschnitt liegenden Fischerinsel im Tollensesee handelt es sich um einen einzelnstehenden Fachwerkbau, zu dem keine weiteren Nebengebäude vorhanden sind. Dem Gebäude vorgelagert befindet sich ein dichter Schilfgürtel. Im rückwärtigen Bereich umschließen Bäume und Sträucher das Gebäude. Undichtigkeit der Dachhaut sowie ein durch einzelne, gelöste Ziegel destabilisiertes Gefüge und verschiedene Schäden am Dachtragwerk und der Fassade durch Feuchtigkeit und Schädlingsbefall haben die Konstruktion stark geschwächt.

Auf der Fischerinsel gab es vom 7. bis zum 13. Jahrhundert eine befestigte slawische Blockhaus-Siedlung, deren Reste heute zum größten Teil unter dem Wasserspiegel liegen. Die Siedlung war durch eine hölzerne Brücke mit einer Siedlung bei Wustrow verbunden.

Das Fischerhaus wurde wohl in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Stockwerkbauweise errichtet. Das Fachwerk im Erdgeschoss ist mit Ziegeln ausgefacht, im Obergeschoss finden sich die möglicherweise bauzeitlichen Lehmstakenausfachungen. Alle Gefache sind mit einem Kalk­Zementputz überzogen. Wo der Putz abgeplatzt ist, ist eine helle Schlämme zu erkennen. Das Obergeschoss wurde mehrfach umgebaut. Ursprünglich hatte der Bau zwei Erker. Fensteröffnungen in unterschiedlichen Größen finden sich ohne erkennbare Symmetrie in der Fassade. Die Konstruktion des Satteldachs ist als Kehlbalkendach ohne Stuhl angelegt. Zwischen den historischen Gebinden finden sich Gebinde aus neuerem Holz.

Der Hauptzugang liegt auf der westlichen Fassade. Von einem breiten, zentral gelegenen Flur gehen links und rechts zwei Stuben ab. Im Mittelflur befindet sich eine gemauerte Herdstelle mit offenem Rauchabzug und die Stiege zum Obergeschoss. Hier haben alle drei Stuben ihren separaten Ofen mit gemauertem Sockel und Kachelaufsatz. Das als Wohnhaus genutzte zweigeschossige Fachwerkhaus bezeugt mit seiner Nutzungsgeschichte und Kontinuität über mindestens drei Jahrhunderte als Unterkunft und Wirtschaftsort der Fischer die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Versorgungszweiges Fischerei.