28.04.2023 – Bayern

Gedenkveranstaltung im ehemaligen Lager Stalag VII A in Moosburg

Doppelausstellung „Sprechende Orte“ und „Stimmen von jenseits des Stacheldrahts“

Anlässlich des 78. Jahrestags der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A Moosburg am Samstag, 29. April 2023 findet um 15.00 Uhr eine kleine Gedenkveranstaltung mit Vernissage am Stalag Gedenkplatz, Böhmerwaldstraße 21 in Moosburg statt, um an die dort einst internierten Kriegsgefangenen zu erinnern. Um 17.00 Uhr folgt in der VHS Moosburg am Stadtplatz 2 die Vernissage der Doppelausstellung „Sprechende Orte“ und „Stimmen von jenseits des Stacheldrahts“. Die Doppelausstellung verfolgt acht Jahrzehnte Moosburger wie deutscher Geschichte. Dabei informiert die Ausstellung "Stimmen von jenseits des Stacheldrahts" über das Stalag VII A, die dort Inhaftierten und deren Lebensumstände in Kriegsgefangenschaft.

"Sprechende Orte" gewährt Einblicke in eines der wenigen in Moosburg noch erhaltenen Wachmannschaftsgebäude eines Kriegsgefangenenlagers. Der Blick gilt der historischen Substanz des Gebäudes, aber auch den Leben derer, die es von 1940 an bis vor wenigen Jahren genutzt haben. So folgten den deutschen US-amerikanische Soldaten, Flüchtlinge und Heimatvertriebene, türkische Gastarbeiter und Menschen mit geringem Einkommen. Dabei ist Verblüffendes wie Einzigartiges erhalten geblieben: die ursprünglichen Türen, Fensterläden und sogar Toiletteneinbauten, alte Rollmuster und Tapeten oder Einrichtungsgegenstände der letzten Bewohner. Acht Jahrzehnte haben aufschlussreiche Spuren hinterlassen.

Vom Stalag VII A, einem der größten deutschen Kriegsgefangenlager im Zweiten Weltkrieg, zeugen bis heute einige veränderte und als Schuppen, Werkstatt oder Wohnhaus genutzte Baracken sowie das Straßennetz des vom Lagergelände ausgehend entstandenen Stadtteils Neustadt. Nachdem die Alliierten nach 1945 zunächst vor allem Wehrmachtsangehörige, mutmaßliche Kriegsverbrecher und Funktionsträger des nationalsozialistischen Deutschlands interniert hatten, siedelten sich auf dem Lagergelände ab 1948 Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten an. Bis heute verweisen zahlreiche Straßennamen in der Neustadt auf diese Herkunft. In den Jahrzehnten danach verschwanden die meisten der in Leichtbauweise errichteten Gefangenenbaracken eine um die andere. Die noch erhaltenen Gebäude erinnern demnach nicht nur an das kriminelle Regime der Nazis und den von ihnen ausgelösten Weltkrieg, sondern stehen ebenso für die Entstehung des demokratischen Gemeinwesens in der Bundesrepublik und in Bayern sowie an die Entwicklung der Stadt Moosburg seit 1948.

Derzeit teilt sich die private Bonner Denkmalschutzstiftung gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) die Kosten eines Gutachtens als Voraussetzung für künftige Sanierungen und Nutzungen der drei denkmalgeschützten, in Bayern einzigartigen Lagergebäude. Neben den Wachmannschaftsunterkünften steht ebenfalls die Ruine einer Gefangenenbaracke unter Denkmalschutz, die nach ihrem Nachkriegseigentümer Sabathiel-Baracke genannt wird. Das Moosburger Denkmal ist eines von über 560 Objekten, die die DSD dank ihrer Förderer, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale allein in Bayern fördern konnte.