16.08.2022 – Saarland

Glaserarbeiten in St. Michael in Saarbrücken

Doch die Orgel sorgte für Überraschungen

Für die Glaserarbeiten bei der Restaurierung der Chorfenster in der St. Michaelsskirche in Saarbrücken stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale 40.000 Euro zur Verfügung. Das in den 1920er Jahren erbaute Gotteshaus gehört seit 2019 zu den über 60 Objekten, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Lotterie GlücksSpirale allein im Saarland fördern konnte. Das Michaelsfenster schuf der französische Glaskünstler Gabriel Loire zwischen 1957 und 1959. Hans Herkommer, der Architekt der Kirche, nannte es "eine Farbenglut von bezwingender Schönheit".

Zum Objekt:

Die katholische St. Michael-Kirche steht im Saarbrücker Stadtteil St. Johann, umgeben von einer parkartigen Anlage am Rand eines Wohngebiets. 1912 wurde ein Wettbewerb für eine katholische Kirche im seit 1909 zu Saarbrücken gehörenden Stadtteil St. Johann ausgelobt. Sieger war der damals erst 26-jährige Stuttgarter Architekt Hans Herkommer, ein Schüler von Theodor Fischer und Paul Bonatz. Wegen des Ersten Weltkriegs konnte mit dem Bau erst 1923 begonnen werden. Eingeweiht wurde das wegen seiner Riesigkeit auch als "Saarbrücker Dom" bezeichnete Gotteshaus, das rund 1000 Gläubige fasst, am 27. September 1924.

Der expressionistische Backsteinbau zeigt mit seinen monumentalen Rundbogenportalen mit eingestellten Lisenen deutliche Bezüge zum Stuttgarter Hauptbahnhof von Paul Bonatz. Über einer langen Freitreppe erhebt sich die mächtige Doppelturmfassade mit ihren charakteristischen Betonbekrönungen im Zackenstil. Das mächtige Langhaus wird von einem Querhaus gekreuzt, ein eingezogener Chor schließt sich an.

Das Innere überspannt eine gewaltige, kassettierte Tonne, seitlich erweitern Abseiten den Kirchenraum. Den gleichfalls von einer Tonne überfangenen Chor zeichnen Säulen mit Würfelkapitellen aus. Auf der westlichen Empore steht eine Orgel aus der Werkstatt Gebrüder Späth von 1925. Das Instrument wurde passend zum Außenbau mit einem Prospekt im Zackenstil versehen. Außergewöhnlich an der Orgel ist das – inzwischen nicht mehr spielbare – Fernwerk. Vom Spieltisch aus konnten Pfeifen zum Klingen gebracht werden, die sich oberhalb des Tonnengewölbes in der Mitte der Kirche in einem separaten Raum befinden. Der Klang kam durch Öffnungen im Gewölbe und überraschte den Zuhörer, ähnlich dem Surround-Sound in heutigen Kinos. Über eine Wiederherstellung wird nachgedacht.