15.12.2011 – Presse

Grabanlage der Familie Rathenau wird wiederhergestellt

Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert in Köpenick

Kurzfassung: Für die Instandsetzung der Grabanlage der Familie Rathenau auf dem Waldfriedhof Oberschöneweide in Berlin-Köpenick stellt auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) Mittel zur Verfügung. Den Fördervertrag in Höhe von 16.000 Euro überbringt Reinhard Schumacher vom Kuratorium Berlin an Bezirksbürgermeister Oliver Igel am 22. Dezember 2011 um 11.00 Uhr im Anatomischen Theater. Bund und Land und insbesondere die Hermann-Reemtsma-Stiftung unterstützen die anstehenden Maßnahmen ebenfalls. Der Waldfriedhof ist eines von über 130 Projekten, die die in Bonn ansässige Denkmalschutz-Stiftung seit ihrer Gründung 1985 dank privater Spenden und aus Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Berlin unterstützen konnte.

Langfassung: Nach gut 100 Jahren muss die Grabanlage der Familie Rathenau auf dem Waldfriedhof Oberschöneweide in Berlin-Köpenick grundlegend saniert werden. Für die Instandsetzung der Außenwände des herausragenden Monuments der beginnenden Moderne stellt auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) Fördermittel zur Verfügung. Den Fördervertrag in Höhe von 16.000 Euro überbringt Reinhard Schumacher vom Kuratorium Berlin an Bezirksbürgermeister Oliver Igel am Donnerstag, den 22. Dezember 2011 um 11.00 Uhr im Anatomischen Theater. Neben der DSD unterstützen der Bund, das Land und insbesondere die Hermann-Reemtsma-Stiftung die anstehenden Maßnahmen.

Der Berliner Architekt Alfred Messel schuf in den Jahren 1903 und 1904 für die Familie von Rathenau einen offenen Grabhof, der von starken Mauern aus bossierten Muschelkalkquadern eingefasst wird. Für die Grabanlage wählte er neoklassizistische und betont archaisch wirkende Architekturformen. Das Portal an der nördlichen Längswand wird von Lisenen gerahmt, ein mächtiger Block in Giebelform überdeckt den Durchgang. An den Giebel lehnen sich überlebensgroße Figuren eines trauernden Paares - Morgen und Abend. Die Bildwerke von Hermann Hahn spielen auf die Skulpturen Michelangelos für die Medici-Grabkapelle von San Lorenzo in Florenz an.

"Von dem ummauerten Hof strahlt eine mystische Stimmung aus, die durch die schweren Quader und die schmale Eingangspforte noch gesteigert wird," heißt es in einer Stellungnahme des Landesdenkmalamtes Berlin. "Die Totensymbolik klingt hier durch Reliefs an. Der massive Schlussstein über der Tafel wird von zwei Relieffeldern begleitet, die die stymphalischen Vögel als Boten des Todes darstellen. Von den Kapitellen der dorischen Säulen wachsen Pflanzen herab, während über den Säulen ovale Medaillons mit musizierenden Putten ausgebildet wurden," so die Berliner Architekturwelt schon in einer Ausgabe aus dem Jahr 1907.

Als Vorbild für die Gestaltung diente Messel auch der antike Bautypus des Heroon, des klassischen Helden-Grabdenkmals. Die rund 5 Meter hohe und über 4 Meter breite Grabstele mit den Namen der Verstorbenen wurde in eine 14,50 Meter breite und 8,80 Meter tiefe rechteckige Ummauerung einbezogen, die etwa 130 Quadratmeter umfasst. Den Wechsel zwischen Außen und Innen macht der Künstler durch die unterschiedliche Behandlung des Steins deutlich. Die sakral anmutende Gestaltung der Grabstätte verstärkt auch das unterschiedliche Bodenniveau und die eingebauten Stufen.

In der Gruft ruhen Emil Rathenau (1838-1915), der Gründer der AEG, und seine Frau Mathilde. Daneben der Sohn Erich (1871-1903), erster Direktor des Kabelwerks Oberspree, und dessen älterer Bruder Walther (1867-1922), der nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsführer, sondern auch Schriftsteller und Politiker war und 1922 als Außenminister ermordet wurde.

Der Waldfriedhof Oberschöneweide in Berlin-Köpenick ist eines von über 130 Projekten, die die in Bonn ansässige Denkmalschutz-Stiftung seit ihrer Gründung 1985 dank privater Spenden, der von ihr verwalteten Treuhandstiftungen und der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Berlin unterstützen konnte, darunter befindet sich ebenfalls das Mausoleum Strousberg auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof in Schöneberg.

Bonn, den 15. Dezember 2011/Schi