10.12.2011 – Presse

Gudows Marienkirche – Vorbild vieler Dorfkirchen

Ortskuratorin überbringt Fördervertrag in Gudow

Kurzfassung: Für die anstehenden Sanierungsarbeiten an der Marienkirche in Gudow überbringt Susanne Backhaus, Ortskuratorin Mölln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), am 14. Dezember 2011 um 10.30 Uhr einen Fördervertrag in Höhe von 27.000 Euro an Pastorin Wiebke Böckers von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gudow. Die mittelalterliche Marienkirche ist nunmehr eines von über 120 Projekten, die die 1985 gegründete Denkmalschutz-Stiftung in Bonn dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Schleswig-Holstein fördern konnte. Dazu gehören auch die Kirchen in Nieblum/Föhr und Husum, das Pastorat in Sörup sowie die Wollspinnerei in Bad Segeberg.

Langfassung: Für die anstehende Fassadensanierung an der Marienkirche in Gudow im Kreis Herzogtum Lauenburg überbringt Susanne Backhaus, Ortskuratorin Mölln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), am Mittwoch, den 14. Dezember 2011 um 10.30 Uhr einen Fördervertrag in Höhe von 27.000 Euro an Pastorin Wiebke Böckers von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gudow. Die Maßnahmen werden auch vom Kirchenkreis, vom Kirchenpatron Detlev Werner von Bülow sowie der Agnes Graefe Stiftung zu Hamburg unterstützt und erhalten Mittel aus dem Investitionsprogramm Kulturelles Erbe.

Im Zentrum von Gudow liegt ein umfriedetes Ensemble aus architektonisch gut gestalteten Bauwerken, dem nahezu vollständig erhaltenen Pfarrhof, dem Friedhof und der der Gottesmutter Maria geweihten Kirche. Die Marienkirche ist ein einschiffiger, flach gedeckter romanischer Feldsteinbau, der vier Fenster lang ist.

Jüngste dendrochronologische Untersuchungen bestätigen, dass die Kirche Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Der drei Fenster lange Chor ersetzte die ursprüngliche halbrunde Apsis, die im 16. Jahrhundert baufällig geworden war. Ein beim Chorneubau eingefügtes Fenster mit leichtem Spitzbogen aus dem 16. Jahrhundert hat sich ebenso erhalten wie ein romanisches Rundbogenfenster hinter der später angebauten Sakristei.

Im Innern ist noch die alte glatte Gipsmörtelhaut des Gipsgussverfahrens aus der Bauzeit zu erkennen. Die wertvolle Ausstattung spiegelt den Lauf der Jahrhunderte wider. Zu ihr gehört ein romanischer Taufstein, ein gotisches Triumphkreuz und ein Retabel aus der Zeit um 1390 aus dem Kloster Lünen bei Lüneburg sowie eine Muttergottes auf dem Vollmond von 1430, desweiteren ein Epitaph, ein Patronatsgestühl und eine Renaissance-Kanzel, schließlich noch ein barocker Taufengel.

Der geschnitzte gotische Flügel-Wandel-Altar gilt übrigens als künstlerisch überragendes Werk norddeutscher Altarbaukunst. Die ausgezeichnete lüneburgische Arbeit ist wohl von Meister Bertram aus Minden und seinem Petri-Altar in Hamburg beeinflusst. Der Gudower Marienaltar stellt die Krönung der Gottesmutter ins Zentrum der Betrachtung, wobei ausdrucksvoll geschnitzte Apostelfiguren und Kirchenpatrone in einem den damaligen Zeitgeschmack treffenden Knorpelwerkrahmen die Himmelskönigin begleiten. Die Außenflügel sind mit Passionsszenen bemalt. Schnitzkunst und Aufbau waren Vorbild für eine Reihe ein- und zweizeiliger Altäre in der Region und über sie hinaus bis nach Schonen.

Die Marienkirche, die mit den sogenannten Vicelin-Feldsteinkirchen im Ostholsteinischen verwandt ist, ist nunmehr eines von über 120 Projekten, die die 1985 gegründete Denkmalschutz-Stiftung in Bonn dank privater Spenden und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Schleswig-Holstein fördern konnte. Dazu gehören auch die Kirchen in Nieblum/Föhr und Husum, das Pastorat in Sörup und die Wollspinnerei in Bad Segeberg.

Bonn, den 10.12.2011/Schi