23.09.2024 – Thüringen

Im Waldhaus Japan in Bleicherode

Das Arkadien der Dichtung als Tapetenmuster

Dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) für die Konservierung und Restaurierung der Tapetenbahnen 4 bis 11 aus dem Zyklus "Arkadien" im Waldhaus Japan in Bleicherode 15.696 Euro zur Verfügung. Den dazugehörigen Fördervertrag überbringt bei einem Pressetermin vor Ort am Donnerstag, den 26. September 2024 um 10.00 Uhr Lars Ludwig, Ortskurator Erfurt der DSD, im Beisein von Jochen Staschewski, Geschäftsführer von Lotto Thüringen, an Nadine Frosch. Die DSD fördert die behutsame Restaurierung der kostbaren Bildtapeten seit 2005. Die seltenen Tapeten im Waldhaus Japan mit ihren idyllischen und idealisierten Motiven gehören zu den über 520 Objekten, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der Lotterie GlücksSpirale allein in Thüringen fördern konnte.

Die Gaststätte „Waldhaus Japan“ entstand vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts auf einem bewaldeten Höhenzug nahe der Stadt Bleicherode. Der zweigeschossige Fachwerkbau erhebt sich über einem massiven Sockel. Das Gebäude besteht aus einem Wohnteil und einem 1835 angefügten Fachwerk-Saalbau, der 12,5 mal 9 Meter misst, sowie einigen weiteren Vorräumen. Berühmt ist das Waldhaus wegen der Ausstattung des Saales mit zwei von der Firma Zuber & Companie aus Rixheim im Elsaß 1810 und 1838 in Grisailletechnik mit Handdruckmodeln hergestellten Papiertapeten. Die Motivtapete "L 'Arcadie" entstand nach Entwürfen von Pierre Antoin Mongin und die weitere Wandverkleidung "Les Courses des Chevaux" nach Zeichnungen von Jean Deltil. Vermutlich wurden die Tapeten zwischen 1838 und 1850 angekauft und zeitnah als Attraktion im Saal angebracht.

Seit 2008 unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die engagierte Eigentümerin bei dem Versuch, die erlesenen Tapeten zu erhalten und weiterhin öffentlich zugänglich zu halten. Die teils brüchigen Tapeten mit Fehlstellen und Rissen, mit Spuren von Schimmel- und Insektenbefall entfalten nach der Restaurierung wieder ihren ursprünglichen Charme.

Zum Objekt:

Der Zyklus "L' Arcadie" hat sich an der Süd- und Westwand vollständig in 20 Bahnen erhalten. Das Thema geht auf den Maler und Dichter Salomon Gessner zurück, der für seine im 18. Jahrhundert beliebte Idyllendichtung bekannt war. "Les Courses des Chevaux" zeigt in 25 Bahnen drei Pferderennen in einer idealisierten Landschaft. Die Tapete ist vermutlich das älteste in Deutschland erhaltene Exemplar und zählt zu den frühesten Drucken dieses Dekors. Die zur Gattung der Jagdtapeten zählende Darstellung zeigt Derbys in Italien (römischer Karneval), England (Galopprennen) und Frankreich (Hindernisrennen). Florale Motive trennen oder rahmen die einzelnen Szenen, im Vordergrund stehen Figurengruppen. Die eigentlichen Rennen sind in der Mitte angeordnet, den Hintergrund bilden Gebäude und Landschaften.