06.09.2010 – Presse

In Kriebstein war der Mann was wert

Burg Kriebstein im Kriebethal – Ein Förderprojekt der vor 25 Jahren gegründeten Deutschen Stiftung Denkmalschutz 

Burg Kriebstein im Zschopautal ist eine Märchenburg. Die Sage berichtet, dass die Veste 1415 "von einem Edelmann aus dem Geschlechte der Staupitze" überfallen und besetzt wurde. Markgraf Friedrich der Streitbare belagerte daraufhin den Kriebstein und bot der Frau des Burgenklaus freien Abzug an. Sie könne dabei „ihr liebstes Kleinod“ mitnehmen. Darauf ließ die "treue Frau zu Kriebstein" all ihr Geschmeide auf der Bastion zurück und trug ihren Gemahl durch die Reihen der Belagerer. Burg Kriebstein gehört zu den bedeutendsten Burgen in Sachsen. Ihre Baugeschichte ist seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert nachweisbar. Die allmählich gewachsene Anlage ist im Zuge der letzten großen Bauphase in den 1860er Jahren vereinheitlichend neogotisch gestaltet worden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Restaurierungsarbeiten 1992/93 und trug 1996/97 zur Rückführung des 1903 ausgebauten Kriebsteinzimmers bei. Im Jahr 2000 beteiligte sie sich an der Fertigstellung des Alten Festsaals. Insgesamt förderte sie die Maßnahmen an der Burg mit rund 350.000 Euro. 

Die Märchenburg Kriebstein liegt hoch über dem Zschopautal in zentraler Lage zwischen Dresden, Leipzig und Chemnitz. Erstmals 1382 erwähnt, errichtete Dietrich von Beerwalde 1407 einen Wohnturm, der noch heute sichtbar der älteste Teil der Veste ist. Ihre heutige Form erhielt die Burg unter Hugold III. von Schleinitz, der von 1465 bis 1490 den Baumeister Arnold von Westfalen für größere Um- und Erweiterungsbauten gewann. Die typische Handschrift des Baumeisters der Meißener Albrechtsburg ist insbesondere am Küchenhaus erkennbar. Eine dritte große Bauphase erfolgte im 17. Jahrhundert. 1866 bis 1868 schließlich veränderte der Architekt Carl Moritz Hänel die Burg mit neugotischen Formen. Erhalten haben sich neben dem mächtigen Wohnturm das Torhaus, die Ringmauer mit dem Wirtschaftsflügel und der Kapellenflügel. Besonders wertvoll sind die vom Anfang des 15. Jahrhunderts stammende Burgkapelle, ihre Kreuzgrat- und das sogenannte Schatzgewölbe, weil sich hier die Wandmalereien des 15. Jahrhunderts fast vollständig bewahrt haben. 

Ein weitere Kostbarkeit auf Burg Kriebstein ist das sogenannte „Kriebsteinzimmer“, eine bemalte mittelalterliche Bohlenstube, die man 1903 zu Restaurierungszwecken ausgebaut hatte, aber erst im Oktober 1996 wieder einbauen konnte. Die vollständig ausgemalte Stube aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts ist ein kleiner Raum von 3 mal 4 Metern, eingerichtet  im dritten Obergeschoss des Wohnturmes. Reiches Rankenwerk verziert die Holzbalkendecke und drei der vier Bohlenwände, an deren massiver Außenwand sich figürliche Darstellungen befinden, als deren Höhepunkt die Verkündigungsszene des Lukasevangelium anzusehen ist. Der in einem aufgeschlagenen Buch lesenden Jungfrau Maria verkündet der Erzengel Gabriel im Redegestus die Geburt eines Sohnes, den sie vom Heiligen Geist empfangen werde. Das 1903 ausgebaute und im Königlichen Kunstgewerbemuseum Dresden aufbewahrte Zimmer überstand dort die Zeiten als Ausstellungsstück bis zur Schließung des Museums 1962. 1997 kam es wieder auf die Burg zurück und wurde mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz am Originalstandort wiederhergestellt und restauriert. Zusammen mit dem Kriebsteinzimmer wurde nach fünfjähriger gründlicher Restaurierung, insbesondere der Wandmalereien, auch die Burgkapelle wiedereröffnet. 

Wenige Jahre zuvor hatte sich Burg Kriebstein einmal mehr als Märchenburg erwiesen. Bei Bauarbeiten fand man 1986 in einem zugemauerten Kaminzug einen kostbaren Schatz. Porzellangegenstände, wertvolle Bücher, Textilien und Teile des Familiensilbers tauchten überraschend wieder auf, nachdem sie wohl der letzte Kammerdiener der Familie von Arnim kurz vor Kriegsende 1945 hier versteckt hatte. Seit Ostern 1995 sind die Objekte im neu restaurierten Schatzgewölbe öffentlich zu bewundern. 

Ohne den "Freundeskreis Burg Kriebstein e.V." hätte es wohl nicht so gut um Sachsens Märchenburg ausgesehen. Schon längst vor der Wende hat sich dieser um die Veste gekümmert und manches Unheil abgewendet. Zuletzt kämpfte er mit den Freunden der Burg erfolgreich gegen einen geplanten Großbrückenbau, der das Zschopautal in Dachhöhe knapp 100 Meter vor der Burg überqueren sollte.