Mahagoni auf schmalem Fuß

Am kommenden Montag, den 11. Dezember 2017 beginnt in Altenkirchen ein einwöchiges Seminar der Jugendbauhütte NRW-Rheinland der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Bis Freitag, den 15. Dezember 2017 werden die 16- bis 26-jährigen Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahres in der Denkmalpflege die noch vorhandene originale Bestuhlung der Bonner Beethovenhalle restaurieren. Die Arbeiten werden fachlich angeleitet von Diplom-Restauratorin Esther Nickel. Bereits im September 2017 erarbeiteten die Freiwilligen eine Schadenskartierung der Originalbestuhlung des einzigartigen, 1959 eingeweihten Konzert- und Veranstaltungshauses. An einem Besuch des Seminars interessierte Personen können sich anmelden bei der Jugendbauhütte NRW-Rheinland unter fsj.denkmalpflege.rheinland@ijgd.

Als man 1959 für die Konzertbestuhlung des Großen Saals der Bonner Beethovenhalle keine geeigneten Stühle fand, griff der damals 29-jährige Architekt Siegfried Wolske kurzerhand zum Zeichenstift und entwarf ein Sitzmöbel, das sowohl den eigenen wie den Ansprüchen der Verantwortlichen zur Komplementierung des Gesamtwerks zusagte. Die einzigartigen geschwungenen Stühle aus Mahagonifunier auf schmalen Stahlfüßen fertigte die Firma Mauser an. Die Eleganz des Stuhles schlug sich in der Namensgebung der Farbe der Bezüge nieder: embassy-blue.

Die Stühle wurden 1982 gegen eine neue Bestuhlung ausgetauscht und einzeln verkauft. Zu einem Stückpreis von 25 D-Mark fanden insgesamt 1.500 Stühle neue Besitzer und gelangten meist in Bonner Privathaushalte, wo sie heute nurmehr schwer auffindbar sind. Rund 70 Stühle wurden jedoch in städtischen Einrichtungen wiedergefunden, so entdeckte man einige Stühle in der Bonn-Poppelsdorfer Friedhofskapelle. Die originalen Stühle werden nach der Aufarbeitung durch die DSD-Jugendbauhütte künftig in der restaurierten Beethovenhalle erneut Verwendung finden.

Jährlich können dank einer Vielzahl von Partnern und Förderern Jugendliche zwischen 16 und 26 Jahren ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege (FSJ) in mittlerweile 14 Jugendbauhütten der DSD in der Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) absolvieren. Etwa 22 Freiwillige pro Jugendbauhütte können jedes Jahr aufgenommen werden. Die jungen Leute erhalten die Gelegenheit, sich einen Einblick in verschiedene Handwerke und denkmalrelevante Berufe zu verschaffen und können auch selbst bei Arbeiten an lokalen Monumenten Hand anlegen. Neben der praktischen Arbeit erhalten die Jugendbauhüttler in sechs Wochenseminaren die erforderlichen theoretischen Kenntnisse für die Aufgaben der Denkmalpflege und erlangen so einen umfassenden Überblick über das Arbeitsgebiet Denkmalschutz und Denkmalpflege. Gleichsam nebenbei gewinnen sie dabei Klarheit über ihre beruflichen Neigungen und Fähigkeiten.

Weitere Informationen: www.jugendbauhuetten.de.