23.07.2018 – Hessen

Kiedricher Totenkapelle St. Michael wird restauriert

Ein Meisterwerk gotischer Schmiedekunst

Erneut wird die Kirche St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich bei den anstehenden Restaurierungsarbeiten von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank der Lotterie GlücksSpirale unterstützt. Diesmal stehen 50.000 Euro für die Naturwerksteinarbeiten an Fassaden, Erker und Turm der Totenkapelle St. Michael, die der Kirche gegenüberliegt, zur Verfügung. Den symbolischen Fördervertrag überbringt Dr. Klaus Witzel vom Ortskuratorium Wiesbaden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) bei einem Pressetermin vor Ort am 25. Juli 2016 um 16.00 Uhr im Beisein von Andreas Marx von Lotto Hessen an Paul Beiler von der katholischen Kirchengemeinde. St. Valentinus und Dionysius gehört seit 2012 zu den über 190 Projekten, die die private Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel der Glücks-Spirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Hessen fördern konnte.

Der Ort im Rheingau am Südhang des Taunus wurde erstmals in einer Urkunde des Erzbistums Mainz Mitte des 10. Jahrhunderts erwähnt. Das Ortszentrum dominiert die mittelalterliche St. Valentinus und Dionysius-Kirche, die in einem von einer hohen Mauer umschlossenen Kirchhof liegt. Ab dem 14. Jahrhundert entwickelte Kiedrich sich zu einem viel besuchten Wallfahrtsort. Der Erhalt der Ausstattung ist dem Engagement des englischen Mäzens Baronet Sir John Sutton zu verdanken. Dieser initiierte zwischen 1857 und 1876 die Regotisierung des Kircheninneren.

Die Totenkapelle St. Michael wurde 1434 begonnen und 10 Jahre später fertiggestellt. Vor der Außenkanzel des steil gedeckten rechteckigen Bauwerks zeigte man den Pilgern die Reliquien. Als Schauseite hat man die Nordseite ausgestaltet. Sie weist im Obergeschoss drei dreiteilige Spitzbogenfenster mit Fischblasenmaßwerk auf. Die Strebepfeiler sind reich mit Baldachinnischen und Fialen geschmückt. An der westlichen Giebelwand ist dem Gebäude ein schmaler Treppenturm angefügt, dessen quadratischer Grundriss auf Höhe des ersten Geschosses in ein Achteck übergeht. Hier "kauern Tierfiguren" auf Säulchen. Den Abschluss des Turms bildet eine durchbrochene Laterne. Im Karner befinden sich ein um 1500 entstandenes Grab Christi, ein kreuztragender Christus aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert, ein Christus am Ölberg aus dem 19. Jahrhundert sowie zahlreiche mittelalterliche Grabplatten. In der Kapelle ist die lebensgroße, von sieben Engelsköpfen getragene doppelte Mondsichelmadonna hervorzuheben. Sie wurde wohl um 1520 geschaffen. Der als Meisterwerk spätgotischer Schmiedekunst geltende siebenarmige Kronleuchter, der ihr als Aufsatz dient, entstand dagegen bereits 1512.