12.09.2019 – Nordrhein-Westfalen

Kirchbaufest der St. Pauli Kirche in Soest

St. Pauli Kirche in Soest © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gehrmann

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St. Pauli Kirche in Soest © Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Gehrmann

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600 Jahre alter Dachstuhl

Mit einem Kirchbaufest am Sonntag, den 15. September 2019 von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr feiert die Gemeinde der St. Pauli Kirche in Soest den Abschluss der Sanierungsarbeiten des gotischen Dachstuhls und des kompletten Daches. In Kurzvorträgen werden konkrete Einzelheiten zur Dachsanierung als Gemeindeprojekt, zu den neuen Erkenntnissen zum Alter und zur Baugeschichte des gotischen Dachstuhls und zum Bauablauf vorgestellt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), die durch Nadine Smukal, Leiterin des Stifter-Services, und ihren Ortskurator Soest, Frank Markiewicz, vertreten ist, stellte für die Baumaßnahmen in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 200.000 Euro zur Verfügung.

St. Pauli wird erstmals urkundlich 1229 erwähnt, nachdem das Stadtgebiet von Soest durch den Stadtausbau seit Ende des 12. Jahrhunderts in vier Quartiere eingeteilt worden war, zu denen jeweils eine eigene Kirche gehörte. Mitte des 14. Jahrhunderts begann der Umbau des romanischen Kirchenbaus zur gotischen Hallenkirche. Den Dachstuhl datieren dendrochronologische Untersuchungen auf die Zeit des beginnenden 15. Jahrhunderts.

St. Pauli wurde aus dem heimischen Grünsandstein errichtet mit einem mächtigen quadratischen Westturm, einem eingezogenen Hallenvorchor mit Südsakristei und einem Chor in der Breite des Mittelschiffs. Horizontalgesimse, Eck- und Mittellisenen sowie hohe Spitzbogenfenster gliedern den Turm, ihn bekrönt ein Pyramidendach. Langhaus und Chor schmücken Strebepfeiler, Kaffgesimse und Spitzbogenfenster mit Drei- und Vierpassmaßwerk.

Das Mittelschiff der Halle weist fast quadratische Joche auf, die in den Seitenschiffen in längsrechteckige übergehen. Hohe Kreuzrippengewölbe auf Rundpfeilern mit vier Diensten und Kelchkapitellen überspannen die Seitenschiffe. Zu der kunsthistorisch wertvollen Ausstattung der Kirche gehören die Buntglasfenster im Vorchor aus der Zeit um 1300, das Retabel im Hochaltar aus der Schule des Conrad von Soest aus der Zeit um 1430, ein gotischer Taufstein aus dem 14. Jahrhundert und die Kanzel aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert. Bemerkenswert ist auch die 1895 in das barocke Gehäuse der zweihundert Jahre älteren Vorgängerorgel eingebaute romantische Walcker-Orgel. Außergewöhnlich ist schließlich noch das vollständig erhaltene und aus vier Glocken bestehende Geläut des Glockengießers Bernhard Wilhelm Stules aus dem 18. Jahrhundert.

Nässe im Dachstuhl schädigte die Konstruktion und machte die Sanierungsmaßnahmen notwendig. St. Pauli ist eines von über 460 Projekten, die die Denkmalstiftung dank Spenden und Mittel von WestLotto aus der Lotterie GlücksSpirale allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.