30.09.2021 – Niedersachsen

Lenthe’sches Gutshaus in Wrestedt

Lenthe’sches Gutshaus in Wrestedt * Foto: Annette von Bismarck-Osten, Natendorf

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Lenthe’sches Gutshaus in Wrestedt * Foto: Annette von Bismarck-Osten, Natendorf

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Palladio wie im England des 18. Jahrhunderts

Dank zweckgebundener Spende sowie der Erträge der Lotterie GlücksSpirale stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 45.000 Euro für die Dachinstandsetzung des Lenthe’schen Hauses in Wrestedt zur Verfügung. Das Herrenhaus des von Lenthe‘schen Gutes unweit des Eisenbachs am Rand des Ortes in landwirtschaftlich geprägter Umgebung gehört nunmehr zu den über 460 Objekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, bisher allein in Niedersachsen fördern konnte.

Die Ortschaft Wrestedt südlich von Uelzen wurde bereits Ende des 9. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Hier gab es einst drei Rittergüter. Eines davon ließ Carl Otto Levin von Lenthe (1746-1815) 1784 abbrechen, um sich von dem kurhannoverschen Landbaumeister Christian Ludwig Ziegler (1748-1818) in den Jahren 1789/1790 einen Neubau errichten zu lassen.

Ziegler und von Lenthe ließen sich von der damals in England vorherrschenden Mode inspirieren. Der Palladianismus und der Bezug auf antike Bautraditionen im Sinne des vorchristlichen Architekturtheoretikers Vitruv bestimmten dort die Bautätigkeit, die auch bei dem symmetrisch gestalteten Zentralbau des Wrestedter Hauses unübersehbar ist. Zu stark erinnert das Bauwerk an die Rezeption Andrea Palladios (1508-1580) im England des 18. Jahrhunderts. Das ursprünglich mit Biberschwänzen gedeckte Dach wurde allerdings bei einer Umbaumaßnahme 1890, bei der ebenfalls die ursprünglich vorhandenen Gauben entfernt wurden, mit Schiefer gedeckt. Jetzt wird wieder original gedeckt.

Der streng symmetrisch gebildete frühklassizistische Bau erhebt sich auf quadratischem Grundriss in zwei Geschossen. Es deckt ihn ein Pyramidendach, in dessen Mitte sich ein Schornstein erhebt. Hochrechteckige Fenster, Eckquaderungen und die Geschosse markierende Gesimse gliedern die vier Putzfassaden. In der Mitte der Vorderseite befindet sich das Portal mit Oberlicht und Freitreppe. Heute sind die äußeren Fensterachsen dieser Hauptfassade geschlossen. Rückwärtig seitlich gibt es einen reich durchfensterten, eingeschossigen Anbau mit Pultdach, der vermutlich bei den Umbauarbeiten 1890 entstand. Im Innern hat sich neben Türen das bauzeitliche Treppenhaus erhalten. Es ist überkuppelt und wird von oben belichtet.